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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 214)

enthält genau dieselbe Ornamentik wie Nr. 190, die untere zwischen 
Rundbögen eigenthürnlich stilisirte Schüsseln mit Blumen und 
Früchten als Weihgeschenke. Die Erhaltung des Ganzen ist 
farbenfrisch. 
284.. Gobelin-Spange zu Nr. 283 und Nr. 190 gehörig. 
285. Brust- und Halsstück einer schönen Tunica aus Scharb-Linnen. 
Der überrestliche Halsausschnitt ist mit einem aufgenähten schmalen 
blauen Gobelinbörtcben von zarter weisser Musterung besetzt. Die 
noch sichtbare zart geränderte Gobelinspange enthält als Darstellung 
auf rothem Grunde paarweise einander zuschwirnrnende Fische 
(s. Anm. zu Nr. 112 und Nr. 137). Combinirte Arbeit. Verdichtung 
in der Magengegend wie bei Nr. 149 und 152. 
286. Brust- und Rlickentheil einer Tunica aus feinem durchsichtigen 
Scharb-Linnen (s. Anm. zu Nr. 84); Obwohl im Mittelpunkt des 
Gewandstückes nur noch schwache Spuren der Halsöffnung zu sehen 
sind, giebt doch gerade dieses Fundobject ein vollständiges Bild der 
Spangenverzierung an den Tuniken (s. Nr. 124.). Die vorliegenden, 
plane eingearbeiteten Gobelin-Spangen enthalten eine kleinblättrige,. 
fast schuppenartige Musterung; auf den beiden Achselhöhen befinden 
sich vegetabilisch gefüllte Gobelin-Blätter (tabulae). Am untern 
Rande Spuren der Verdichtung (s. Nr. 149, 152, 285). 
(Fortsetzung folgt.) 
Literaturbericht. 
Hasse, C.: Die Venus von Milo, eine Untersuchung auf dem Gebiet der 
Plastik und ein Versuch zur Wiederherstellung der Statue von C. Hasse, 
o. ö. Professor der Anatomie an der Universität Breslau, mit vier 
Lichtdruck- und vier lithographischen Tafeln. Fol. I3 Seiten Text. 
Jena, Verlag von Gust. Fischer, 1882. 
Als im vorigen Jahre die Universität Würzburg ihr Jubiläum feierte, brachte ihr 
der Anatom C. Hasse in Breslau eine Festschrift über die Venus von Milo dar, auf 
welche in diesen Blättern noch nicht aufmerksam gemacht worden ist. 
Es wird in derselben versucht, die Statue in neuer Weise zu vervollständigen. 
C. Hass e lasst, angeregt durch eine kleine Bronze, die er in Brüssel im Museum der 
Porte de Hai fand, die Figur mit der rechten Hand das fallende Gewand halten, mit der 
linken ein Geschmeide von ihrem Haupthaar lösen. Die anatomische Auseinandersetzung 
über die nach der Ansicht des Verfassers allein mögliche Stellung ist ebenso klar wie 
richtig. Zweifel erregt die Deutung des sogenannten Apfels in der linken Hand, welche 
zwar nicht mit der Statue in Zusammenhang ist, aber ebenso wie ein Oberarmfragment 
als Beatandtheil derselben angesehen wird. Ein Apfel ist das kleine, abgeflachte Ding 
sicher nicht. Hasse erklärt es für die i-marmorne Nachahmung eines bereits gefassten, 
wenn man will, zusammengeballten Theiles des Haarbandes, durch die auf der Unter- 
ilache befindlichen Furchen dazu bestimmt, zum Befestigen des metallenen, wahrscheinlich 
goldenen Haarbandes zu dienenn. Ungewiss ist auch die Action der rechten Hand, denn 
das Gewand, soweit es erhalten ist, lasst keine Stelle erkennen, wo es gefasst worden 
ware und zeigt keine absteigenden Falten, welche von der gefassten Stelle abgehen 
könnten. Auch scheint es, als ob für die Stellung, welche Haase dem fehlenden rechten 
Arme zuschreibt, derselbe in der Schulter der Statue zu wenig nach innen gerollt sei, 
ala ob der Theil des zweikopßgen Oberarmmuskels, der noch erhalten ist, zu sehr nach
	        
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