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letzte und schwerste Punkt glücklich überwunden, so dass die Ausstellung bezüglich der
Systematikl im Unterrichte, der Rücksichtnahme auf die praktischen Bedürfnisse der
Schüler}, und der Sauberkeit und Tüchtigkeit der einzelnen Arbeiten den erfreulichsten
Eindruck macht. F.
n
Fachzeiehenschule der Tischler-Genossenschaft.
Die Fachzeichenschule der Tischler-Genossenschaft in Wien, welche im Jahre 1881
eroHnet wurde, hat nunmehr mit 15. Juli 1883 das zweite Schuljahr beendet.
Der Unterricht umfasste: Geometrisches Zeichnen, Freihand- und Fachzeichnen,
sowie Zeichnen nach ornamentalen Modellen und fand ausschließlich für Tischler-Lehr-
linge, eventuell -Gehilfen und zwar nur an Sonntagen von 8-11 Uhr Vormittags und
von 2-5 Uhr Nachmittags in der Zeit vom 15, September bis 15. Juli folgenden Jahres
in den Räumlichkeiten der k. k. Staatsgewerbeschule in Wien statt.
Im Schuljahre 1881-82 wurde jene Fachzeichenschule von 40 Schülern besucht.
Mit Beginn des Schuljahres t882-83 fanden so zahlreiche Anmeldungen zur Aufnahme
in dieselbe statt, dass sich die Genossenschaft veranlasst fand, eine zweite Lehrkraft zu
bestellen, welcher die Aufgabe zu Theil wurde, den Elementar-Unterricht zu leiten.. So
war nun die Möglichkeit geboten, dass am t. März t883 zu den bereits eingeschriebenen
47 Schülern noch t8 aufgenommen werden konnten. .
Der Unterricht wurde unentgeltlich ertheilt, auch wurden den Schülern Reißbretter,
Reißschienen und Winkel, ärmeren Schülern auch sonstige Zeichentequisiten unentgelt-
lich zur Verfügung gestellt.
Die Schule wurde bisher ausschließlich von der Genossenschaft erhalten.
Im Schuljahre 188a -83 wurde dieselbe von 55 Schülern ßeißigv und von lo minder
fleißig besucht. Darunter haben zt Schüler einen sehr guten, 29 einen guten und 15
einen genügenden Erfolg nachgewiesen.
lhrer Muttersprache nach waren eingeschrieben:
Deutsche . . . . . . . . 56 Schüler
Cecho-Slaven . . . . . . . 5 u
Polen . . . . . . . . . 1 n
Magyaren . . . - - . 3 s
Vom 13. bis 15. Juli fand die Ausstellung der Schülerarbeiten in den Localitaten
der Schule statt. Man konnte den Lehrgang in der Projectionslehre, im Freihandzeichnen,
sowohl nach Flachornamenten - und mit Recht wurden dazu hauptsächlich lntarsien
der italienischen Renaissance gewählt, und in geringerer Anzahl auch die orientalischen
verschlungenen Ornamente, welche durch Peter Flotner in die deutsche Kunst eingeführt
wurden - nach Gypsmodellen, wobei wieder sorgfältig dem Tischler zunächst liegende
Schnitzarheitcn als Vorbilder ausgewählt worden waren, und im Aufnehmen von Mobeln
genau verfolgen. Wenn man die geringe Anzahl der Lehrstunden, die oben dargelegt
wurde, und den ausgedehnten Lehrstoff in Betracht zieht. so musste man von dem erreichten
Erfolg überrascht sein. Et war nur durch eine snrgfaltige Zeiteintheilung, durch eine ge-
schickte Auswahl der Vorbilder und durch eine Methode des Unterrichts zu erzielen
gewesen, in dem immer auf die Bedürfnisse des Gewerbes Rücksicht genommen wurde.
Alles das ist das ausschließliche Verdienst des Leiters der Schule, Herrn Andreas Trot-
scher , der ,nur von einer Hilfskraft unterstützt , den Unterricht ertheilte. Wir
wünschen dieser vortrelTlich geleiteten Schule, die gewiss in nicht zu ferner Zeit ihren
fruchtbringenden Einfluss auf das Gewerbe zeigen wird, das beste Gedeihen. W.
x
Ausstellung der Manufacturzeichen- und Webeschule.
In den Räumen der Lehranstalt für Textilindustrie fand die diesjährige Ausstellung
der Schülerarbeiten vom 8. bis incl. to. Juli statt. _ -
Fassen wir hier in erster Linie den artistischen Theil der sichtbaren Resultate
der Webeschule und der mit derselben in Verbindung stehenden gewerblichen Fortbil-
dungsschule in's Auge, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sowohl Lehrer als
Schüler ihrer Aufgabe in hingebender Weise gerecht zu werden trachteten.
Der Unterricht im Zeichnen wird an der Textilschule fast ausnahmslos bei jedem
Schüler ab ovo begonnen; in streng systematischer Weise schließt sich an die Vor-
übungen zur Erreichung der manuellen _Fertigkeit das Zeichnen und in Farbe setzen von
Flachornamenten, die Wiedergabe vorgelegter mustergiltiger Stoße; weiter das Studium
der Schattengebung und das Zeichnen und Malen natürlicher Blumen an. Bei allen diesen
genannten Zweigen erscheint der durch die Aufgabe der Schule gegebene Endzweck des
Unterrichtes im vollsten Maße berücksichtigt.