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394. Langärmel einer gelben Wollribstunica (tunica manicata), an der
Handwurzel besetzt mit aufgenähtem Gobelinbesatz feinsten Stils und
delicatester Ausführung. Das Dessin bietet Arabesken in Verbindung
mit Kreuzmotiven. Das daran stossende zweite grössere Besatzstück
ist abgefallen.
395-396. Bruchstücke einer uni-gestreiften Frauentunica aus Scharb-
397.
398.
399.
Linnen. Dasselbe zeigt zwischen schmalen violetten plane eingear-
beiteten Parallelstreifen Gobelinschmuck, bestehend in aufgenähten
feinen gefüllten Blattf-iguren und Frauenbrustbildern. Von anderer
Gobelinornamentik sind noch einzelne Spuren übrig. Das Ganze ist
von grosser Zartheit, sowohl was die Ausführung als die Farben-
gebung betrifft. Früh-byzantinisch.
Breite mit Tressen besäumte Gobelinbesätze einer Tunica aus feinem
uni-gestreiften Scharb-Linnen. Dieselben enthalten schwebende Amo-
retten, stilisirte mit Blumen gefüllte Standvasen und nackte sitzende
Figuren. Alterthürnlicher Stil.
Gobelinborte. Auf rothem Grunde Rankenornamente, berändert durch
buntfarbige Gamma-(Ü-Linien in der Nr. 146 beschriebenen Anor-
dnung. Frischfarbige Erhaltung.
Bruchstück einer auf grobem Leinen aufgenähten Gobelinborte: in
rothem Grunde weisse Ornamente.
400-401. Bruchstück eines merkwürdigen, aus feinstem uni-gestreiften
Linnen bestehenden Oberkleides. Erhalten sind Theile einer Spange
(s. Nr. 124) und zweier grossen viereckigen Achseltabulae, sämmt-
lich plane in die Textur gearbeitete Gobelins. Dieselben sind
durch den sogenannten "laufenden Hundi- berändert, purpurfarbig und
zeigen in ihrer Ornarnentik als Hauptmoriv lebhaft rothe Kreuz-
figuren. In den Achseltableaux bildet diese Musterung die viereckige
Bandeinfassung. Als Mittelstück einer Achseltabula hat sich in
Nr. 401 noch die folgende purpurfarbige Darstellung erhalten: eine
mit einem Teufel ringende Men schengesta lt, die beim Ergreifen
des Krallenfüssigen ihre persiche Flügelmütze und ihren Krumm-
stab (lituus) zur Erde hatte fallen lassen. Links vom Teufel steht
das erklärende persischeWort diulkiüi) d. h. T eufelsfänger, rechts
davon zwei andre mir noch nicht verständliche Pehlewi-Buchstaben.
Dieses äusserst wichtige, aufschlussreiche Stück darf zu den kostbarsten Textil-
uberresten gerechnet werden. Der epigraphische Charakter der Schriftzüge weist es in
die Zeit der Abthlg. lI. Nr. 534-545 beschriebenen Pehlewi-Urkunden, also in
den Anfang des Vll. Jahrhunderts n. Chr., und es dürfte hier zur Erklärung der
Provenienz des Gewandsmckes dasselbe gelten, was dort über das Auftreten säsä-
nidisch-persischer Schriftstücke in Aegypten gesagt ist. Dieses und die anderen aus
gestellten persischen Fundstücke (s. Nr. eor, 391, 4.02, 4x0, 417-4t8) liefern nun
den greifbaren Beleg für die bisher nur quellenrnassig nachweisbare-frühe Bluthe
der Tapisserie de haute Iisse (Gobelinteehnik) in Südpersien und zerstören mit den
anderen gleichartigen Gobelins unserer Sammlung endgiltig den Wahn der Fran-