(Verelnatag deutscher Etlnzforaoher in Wien.) Der dritte Vereinatag der
deutschen Münzforscher wurde am 6. September im Festsaal der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften in Wien erolfnet. Die Münzenausstellung, welche aus diesem Anlass: von
der Wiener Numisrnatischen Gesellschaft irn Hauptmünzamte veranstaltet wurde, war
sehr lehrreich und sehr gut besucht. Wien lieferte ein schönes Contingent von Münzen
seltener Art, und auch bei dieser Gelegenheit zeigte es .sich„ wie zahlreich die Freunde
der Munz- und Medaillenkunde sind.
(Die Qnadrlgen auf dem Parlamentahauae.) Auf dem Parlamentshause ist
nun die erste der acht Quadrigen, welche das Parlamentshaus schmücken sollen und
deren Ausführung in Bronze dem Wiener Kunsterzgießer Herrn Karl Turbain über-
tragen wurde, aufgestellt. Die Modellirung der Gruppe ist ein Werk des hiesigen Bild-
hauers Herrn Vincenz Pilz. Die Quadriga mit den vier Russen und dem Wagen, auf
welchem sich eine Nike befindet, welche in der ausgestreckten Hand einen Lorbeetkratiz
halt, steht auf einer Bronzeplinthe, welche I8 Fuß lang und t: Fuß breit ist. Die Gruppe
der Nike hat eine Hohe von t5 Fuß. Die vier Pferde, welche den Wagen ziehen, haben
lO Fuß Höhe. Sache des Erzgießers war es, das Zertheilen der Gruppe richtig zu be-
rechnen, um die möglichst leichte Fabrication des Gusses zu erzielen. Es musste früher
eine gewisse Metallstarke angenommen werden, um das Gesammtgewicht von loo bis
150 Wiener Centner für eine Quadriga nicht zu übersteigen. um das Werk nichtl zu
schwer zu machen und dem Transporte und der schlieBlichen Aufstellung nicht allzu
große Hindernisse zu bereiten. Es wird gewiss nicht blos jeden Kunsttechniker und
Kunstgelehrten, sondern jeden Kunstfreund interessiren, zu vernehmen, dass die Starke
des Metalles nicht zwei Linien übersteigt. Für den Guss wurde sogenanntes
Kanonenmetall gewählt, das aus go U, Kupfer und to "I, Zinn besteht], einen schonen
Goldton hat, so dass auf der Hohe des Parlamentshauses die Gruppe wie vergoldete
Bronze wirken wird. Für die Verankerungen im Innern der Gruppe, für die Stützen,
Träger und Zugschrauben wird Schmiedeisen verwendet. Das Gewicht dieser eisernen
Theile des Bronzegusses, welche im Aeußeren nicht zur Geltung kommen, beträgt bei
der Nike-Gruppe 30 Wr. Centner, das Gewicht der Bronze ist n; Wr. Centner. Herr
Turbain dachte ursprünglich mit ioo Centner Bronze auszureichen; da es aber nbthig
geworden, der Nike eine starker bewegte Tunica zu geben, so hat sich das schließliche
Gewicht auf 115 Centner erhöht. Die ganze Gruppe ist von K. Pilz in jener Stylrichtung
entworfen, welche den ldeen des leitenden Architekten Oberbaurath Th. Ritter von
Hansen entspricht. Ueber das Pilz'sche Originalmodell haben sich in jener Zeit, als es
in der Bauhütte des Parlamentshauses aufgestellt wurde, competente Stimmen anerken-
nend ausgesprochen. Es Ware jetzt voreilig, sich über den schließlichen Elfect der Gruppen
auszusprechen; es wird sich darüber erst ein bestimmtes Urtheil fallen lassen, wenn die
Gruppen, befreit Vün den Gerüsten. welche zum Transporte und Aufstellen nöthig sind,
in ihren Contouren und ihrer Totalansicht deutlich hervortreten werden.
(Die allgemeine Zelohenschule im III. Bezirke Wlene.) Aus einer Ueber-
sichtstabelle über die Frequenz der vom Schulrath J. Grandauer trefflich geleiteten
Schule, entnehmen wir mit Vergnügen, dass während des zehnjährigen Bestandes dieser
Schule der Procentsatz der gewerblichen Schüler sich von a8 auf So gehoben hat. in
den letzten Jahren haben sich 20 bis 28 Schüler für Kunstgewerbeschulen vorbereitet, l
für andere Kunstschulen. Da die Räumlichkeiten der Kunstgewerbeschule nicht hinreichend
sind, um alle Zöglinge aufzunehmen, so machen wir aufmerksam, dass diese Zeichen-
schule, sowie die allg. Zeichenscbule im IX. Bezirke ganz geeignet sind, für die Kunst-
gewerbeschule vorzubereiten. Die Frequenz der Grandauefschen Schule ist in den zehn
Jahren von 35 auf m6 Schüler gestiegen.
i Dieser Nummer liegt ein Prospect der Buchhandlung von T. O.
Weigel in Leipzig bei, betr. das wWappen-Album der gräflichen
Familien Deutschlands, Oesterreich-Ungarns etc., herausgegeben
von M. Gritzner und Ad. M. Hildebrandtw
Selbstverlag des k. k. Oeslerr. Museum: Eir Kunn und Industrie.
Buadmeunl vnu cul ouow- Sohn h Wll.