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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 217)

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Reliquien und Erinnerungszeichen vereinigt sind, welche sich auf die 
Belagerung Wiens durch die Türken beziehen. 
Auch dieser Theil des Festes ist vollständig gelungen. Die histo- 
rische Ausstellung der Stadt iWien ist ebenso reich als geschmackvoll 
aufgestellt. Der Katalog ist musterhaft und von bleibendem wissenschaft- 
lichen Werthe. Um diese Ausstellung haben sich in erster Linie der 
unermüdliche Archivdirector Carl Weiß, der gelehrte Orientalist Pro- 
fessor Karabacelt, Prof. Sigm. L'Allemand und Bildhauer Coste- 
noble verdient gemacht. Wir werden wohl noch Anlass haben, uns mit 
dieser Ausstellung zu beschäftigen. 
Der Act der Schlusssteinlegung gewann durch die Antwort des 
Kaisers auf die Ansprache des Bürgermeisters und durch die Theil- 
nahme des kaiserlichen Hofes eine Bedeutung, welche weit über die 
Marken Wiens hinausgeht; sie lautet: 
-Als vor zehn Jahren die Grnndsteinlegung dieses Baues vollzogen wurde, habe 
lch vertrauensvoll die Hotfnung ausgesprochen, dass die göttliche Vorsehung dem 
Baue einen gedeihlichen Fortschritt und der gesammten Bevölkerung Meiner Re- 
sidenzstadt Wien ihren Schutz und Segen gewähren möge. 
Heute sehen wir dankerfüllten Herzens den Bau vollendet, ein prächtiges Denkmal 
hoher Vaterländische: Kunst, ein bleibendes beredtes Zeugniss der Opferwilligkeit 
und des Gemeinsinnes der Wiener Bürgerschaft, das bis in die spätesten Zeiten ihr 
zur Ehre und dem Vaterlande zum Ruhme gereichen wird. 
Die Erinnerung an die Tage schwerer Bedrangniss, welche vor zwei Jahrhun- 
derten über die Stadt gekommen war, und an den glänzenden Sieg, der diese Trübsal 
beendete, erhöht die Feier des heutigen Tages. 
Möge der Friede, den damals die Beharrlichkeit und der Heldenmuth der Wiener 
Bürger im Vereine mit thatlträftigen und treuen Bundesgenossen mit Gottes Hilfe 
errungen hat, auch fortan über dieser Stätte walten, und im Gebiete dieser Stadt 
nur der friedliche Wettkampf aller wahren Bürgertugenden, der Künste, Wissen- 
schaften und Gewerbe ihren Schauplatz finden. 
Mit innigem Wohlgefallen nehme lch lhre erneuerte Versicherung der ange- 
stammten Treue zu Meinem Hause und dem gestimmten Vaterlande entgegen, dann 
so tiefgewurzelt und unerschütterlich wie diese, ist auch Mein Vertrauen auf dieselbe 
und Meine Liebe zu Meiner und Meiner Vater Residenzstadt. 
Phegen Sie fortan in dem neuen nun vollendeten Gebäude mit weiser Sorgfalt 
und echtem Bürgersinn die lhneu anvertrauten Interessen dieser Stadt und aller 
Bewohner; pflegen Sie dieselben in dem regen Bewusstsein, dass die freie und glück- 
liche Entwicklung jedes Gemeinwesens dem Wohle und der Macht des ganzen Vater- 
landes zugute kommt und ebenso alle Segnungen des Gesammtstaates den lautesten 
Wiederhall in der großen städtischen Verwaltung Qfinden, für welche hier eine so 
glänzende Stätte errichtet ist und in deren Gebiete jeder Bürger Oesterreichs eine 
heimatliche Aufnahme zu finden gewohnt ist. 
Seien Sie überzeugt, dass dem Emporblühen und Gedeihen der Stadt Wien Meine 
wärmste väterliche Fürsorge gewidmet bleibt und Ich mit freudig bewegtem Herzen 
die Schlusssteinlegung an diesem Gebäude vollziehe als ein Zeichen der Gewahr und 
Bürgschaft der sicheren und dauerndenWohlfahrt Meiner treuen und geliebtenWiener 
Bürgerschaft.- 
Mit den drei Festtagen ist die Feier der Schlusssteinlegung des 
Rathhauses zu allgemeiner Befriedigung aller Theilnehmer beendigt. 
Nun aber beginnt die ernste Arbeit der inneren Vollendung. Die 
steinernen Wände und Stiegenhäuser, welche Schmidt kunstvoll gebaut 
hat, verlangen künstlerischen, vor Allem malerischen Schmuck. Es dürfte 
an zwei Jahre dauern, bis das neue Rathhaus in allen seinen Räumen 
benützt werden kann, und vielleicht noch weitere zwei Jahre, bis der 
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