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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 217)

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ausreicht. Sie scheint im Rückgange, während das Gymnasium überfüllt 
ist. Mit der Gründung der Handelsschule ist einem Wunsche des Landes 
entsprochen worden. 
In einem Lande, wo die ländlichen Gewerbe und die zahlreichen 
Kleingewerbe Ü eine so hervorragende Stelle einnehmen, ist eine Gewerbe- 
schule ein Bedürfniss, dessen Befriedigung sich ohne Nachtheil für das 
Gewerbeleben von Oberösterreich nicht länger hinausschieben lässt. Die 
Mängel, die sich auf der Ausstellung finden, erklären sich zum Theile 
durch die unzureichenden gewerblichen Unterrichtsanstalten. 
Manche Fortschritte sind zu verzeichnen. Hafner, welche färbige 
glasirte Oefen erzeugen können, treten auch in kleineren Städten Ober- 
Österreichs auf. Auf der Ausstellung hat die Concurrenz für wohlfeile 
Zimmereinrichtungen (das Zimmer für 180 B.) den besten Erfolg. Die 
vier Zimmer der Art sind besser, als ich es anderswo gefunden habe. 
Sie sind zugleich geschmackvoll. Sie rühren von den Tischlern J. Presch 
in Schörfling, Schodterer in Linz und Busek in Steyr her. Die 
Tischler in Oberösterreich wenden vielfach Intarsien an. Dass überall der 
Mangel an plastischer Schulung hervortritt, erklärt sich daraus, dass 
an keiner Unterrichtsanstalt in Linz ein genügender Unterricht im Mo- 
delliren ertheilt wird. 
Nirgendwo treten so viele Autodidakten auf als in Linz. Es bezeugt 
dies die natürliche Begabung des Oberösterreichers. Der Schlossermeister 
Schachermayer, der Mechaniker Dewagner, der Decorateur Scheck, 
der treifliche Kupferschmied Felle rer in Steyr, St. Braun in Vöckla- 
bruck, die Thonwaarenfabrikanten Schadler sen. 8c jun. machen sich 
besonders bemerkbar. Sie verdanken das, was sie geworden sind, nicht 
der Schule, sondern ihrer Begabung. Der Großindustrielle kann sich 
selbst helfen; der kleine Gewerbsmann aber braucht eine Stütze durch 
die Schule. Nicht wenige Industrielle exportiren mit großem Erfolge. 
Die Linzer Schiifslaternen und die Linzer Goldarbeiten in sogenanntem 
doublirten Gold gehen durch die ganze Welt. 
Die meisten oberösterreichischen Goldarbeiter verstehen die Filigran- 
arbeit; es hängt dies mit dem Nationalschmuck zusammen, der leider 
immer mehr zurückgeht. 
Die Hausindustrie ist durch Ischl, die Viechtau und die Linnen- 
erzeugung im Hausruckviertel vertreten. Nirgendwo wäre es so nöthig 
als in Oberösterreich, den Handfertigkeitsunterricht mit der Volksschule 
zu verbinden. Viele Klagen der ländlichen Bevölkerung über Ueber- 
blirdung in der Volksschule würden verstummen, wenn dem Handfertig- 
keitsunterrichte Platz eingeräumt würde. 
') Ein großes Material: zur Beurtheilung des oberosterr. Gewerbelebens bringt der 
rreffliche wStatistische Bericht über die gesammten wirthschaftlichen Verhältnisse Ober- 
osterreichs in den Jahren 1876-18811, erstattet von der Handels- und Gewerbekammer 
in Linz. 4 Thle. Linz, i881.
	        
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