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- Rudolf Redtenbachefs architektonische Werke. Der Karlsruher
Architekt Herr R. Redtenbacher hat in den letzten Jahren eine Reihe von ltunstwissen-
schaftlichen Arbeiten veröffentlicht, welche demselben eine angesehene Stellung unter den
Schriftstellern über Tektonik sichern. lm Jahre 188i erschienen zwei Werke, die rTek-
toniku, in Wien bei R. v. Waldheim, und der i-Leitfaden der mittelalterlichen Baukunst-l
(bei T. O. Weigel in Leipzig, mit 544 Figuren und 4 Tafeln Abbildungen). Soeben wurde
von Redtenbacher die wArchitektonik der modernen Baukunst-i (Berlin t883, bei Ernst
6: Korn) mit 895 Holzschnitten veröffentlicht. ln allen diesen. Werken erweist sich R.
als ein selbständiger, gut geschulter Denker, der manche Semper'schen Grundsätze be-
kämpft und auch den Mängeln der modernen Baukunst scharf zu Leibe geht. Lehrer.
Kunsthistoriker und Künstler werden die Schriften Redtenbachefs mit Nutzen gebrauchen.
Bekanntermaßen entstammt Redtenbacher einer österreichischen Familie, aus der schon
drei Männer hervorgegangen sind, die sich einen großen Namen gemacht haben.
R. v. E.
a
Häuselmann, J. und R. Ringler: Taschenbuch für das farbige Or-
nament zum Schul- und Privatgebrauch, zu künstlerischen und kunst-
gewerblichen Arbeiten. Zürich, Orell, Füßli 8c Co., 1884. qu. 4.
Hauselrnanms i-Zeichentaschenbuch des Lehrers. mit 400 Motiven für das Wand-
tafelzeichnen scheint sich außerordentlicher Beliebtheit zu erfreuen, da es binnen Jahres-
frist vier Auflagen erfuhr. Die Handlichkeit des Werkchens, das sich mit seinem Motiven-
reichthum als sehr bequemes Hilfsmittel für den Zeichenlehrer an unteren Schulen empfiehlt,
mag diesen Erfolg zu Stande gebracht haben. Mit den gleichen Gesichtspunkten hat nun
derselbe Verfasser im Vereine mit R. Ringler das obengenannte Taschenbuch für Uebungen
im Coloriren herausgegeben und wir wünschen ihm gleichen Erfolg, ohne jedoch den-
selben, offen gestanden, zu erwarten. Wenn schon einige der modernen Muster alles eher
als geschmackvoll zu nennen sind, so beleidigen einige der sogenannten Farbentriaden
ein halbwegs feinfühliges Auge in geradezu schmerzhafter Weise. Hoffentlich ist dies
nur durch mangelhafte Reproduction der Originale verschuldet, aber so wie das Werk
nun einmal vorliegt, ist es vielleicht eine recht brauchbare Unterstützung für einen er-
findungsarmen Zeichenlehrer, dagegen für Schüler und Dilettanten müssen wir es geradezu
als gefährlich bezeichnen. Ch.
r
- Das Schn ittmusterbuch des Wiener Frauenerwerbvereines, das
sich in Haus und Schule eingebürgert hat, erscheint jetzt in vierlter, revidirter und er-
weiterter Auflage. Es enthält 37. Blätter in Quarto mit Maßstäben. Das Vorwort wurde
von Frau Aglaja v. Enderes drei Wochen vor ihrem Tode verfasst. Der Verleger R. v. {Wald-
heim hat das Werk, dessen Preis nur go Kreuznr betragt, schon ausgestattet.
s
- Festschrift aus Anlass der Vollendung des neuen Wiener Rath-
hauses. Dieselbe ist vom Archivar und Bibliothekar L. Weiß verfasst und im Selbst-
Verlage des Gemeinderathes in Folio erschienen. Die Schrift, deren Druck Rollinger
d: Moßmer besorgte, ist vortrefflich mit Tafeln (ebenfalls in Folio) und rntt Illustrationen
im Text ausgestattet. Sie enthält zwei Abhandlungen, von denen eine wDas alte Rathhausc
betitelt ist, während die andere sich mit dem neuen Rathhause beschäftigt. Beide Ab-
handlungen geben dankenswerrhe historische und bautechnische Aufschlüsse.
e:
- Der illustrirte fKatalog der graphischen Künste ist Mitte October
erschienen. In der lt. k. Staatsdruckerei gedruckt, entspricht er vollkommen den großen
Erwartungen, welche man von ihm hegte. Eine angenehme Beigabe sind die erläuternden
Textblätter, welche von hervorragenden Kunsttechnikern geschrieben sind. K. Hecht nus
München verbreitet sich über den Holzschnitt, L. Jacoby in Berlin über den Kupfer-
stich, W. Unger in Wien über Rndirung und Rose aus Wien, derzeit in Berlin. über
die chemischen Verfahrungsweisen und den Lichtdruclt. Angerer ß; Goschl behandeln
die Heliographie, G. W. Seitz aus Wandsbeck den automatisch wirkenden Pantographen
und Prof. C. v. Lützow schrieb die Einleitung. Der Preis von 6 B. entspricht dem
Geborenen. '
s
-- Prof. Dr. A. Bauer, d. Z. Rector der technischen Hochschule in Wien, hat seine
lnaugurationsrede nChemie und Alchymie in Oesterreicb bis zum beginnenden
XlX. Jahrhundert- bei R. Lechner in YVien in einem sehr schon ausgestatteten Büch-
lein erscheinen lassen. Dasselbe empfiehlt sich zur Lectüre, da Prof. Bauer Anlass
nimmt, eine Reihe Thatsachen, welche die Geschichte der Chemie in Oesterreich betreffen,
klar zu stellen.