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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 219)

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von etwa 1500 fl. eröffnete der hohe Protector, Se. k. Hoheit Erzherzog 
Rainer, im Kreise der Curatoren eine Subscription mit einem Betrage 
von 500 B. Der Entwurf für das Denkmal stammt von Regien-Rath 
Storck und besteht im Wesentlichen in der lebensgroßen Büste Ferstels„ 
welche von Tilgner in Laaser Marmor ausgeführt wird, mit den ent- 
sprechenden Inschriften. ln dem herrlichen Treppenhause des Museums, 
unmittelbar über der Gedenktafel auf die Schlusssteinlegung durch Se. 
Mai. den Kaiser eingesetzt und mit dieser Tafel durch vergoldete Bronze- 
guirlanden zu einem künstlerischen Ganzen verbunden, wird das Kunst- 
werk in der That eine würdige Erinnerung an die Person des Künstlers 
und sein werkthätiges Schaffen für unser lnstitut bilden. 
(Gewerbe-Ausstellung des katholischen Meisterveretnos in Wien.) Diese 
Ausstellung fand vom zz. October bis Mitte November aus Anlass der aäiahrigen Grün- 
dungsfeier im katholischen Gesellenverein, Vl, Gumpendorferstraße 29, statt. Die aus- 
gestellten Gegenstände waren gute und fleißig gearbeitete Objecte, und wie aus den an- 
gegebenen Preisen erhellt, auch preiswürdig. Die Ausstellung, recht zweckmäßig und an- 
standig arrangirt, hatte einen kleinen Umfang; nur 35 Aussteller verzeichnet der Katalog, 
ein Zeichen, wie wenig fruchtbaren Boden die Bestrebungen des Vereines - über welche 
das Vorwort Aufschluss gibt - in dem hiesigen Gewerbestande gefunden haben. 
(Die malerische Deooratlon des Maden-Oberes in der Votlvlclrohe.) Vor 
Kurzem wurden die Fresken der zweiten Capelle des Marien-Chores vollendet, welche 
im Auftrage des hohen Unterrichtsministeriums von Profi Math. Trenkwald und seinen 
Schülern im Laufe dieses Sommers ausgeführt wurden. Die Decorationspartien der Wand- 
malereien sind ein Werk des Malers Jobst. Wenn auch jeder Kunstfreund wünschen 
müsste, dass die Vollendung des Cyklus dieser Wandgemälde rascher vor sich gehen 
mochte, als es thatsachlich der Fall ist, so freuen wir uns doch, dass die Arbeiten con- 
sequent fortgesetzt werden. Der ganze Marien-Chor erhält einen einheitlichen Charakter, 
indem die Wandgemälde dem Herrn Professor Trenkwald übergeben wurden, der auch die 
Glasfenster meisterlich durchgeführt hat. Für unsere akademischen Kunstjttnger, welche 
sich ernsterer Richtung der Kunst zuwenden, ist die praktische Betheiligung an diesen 
Wandmalereien von großem Nutzen. An der zweiten Kapelle haben die Akademiker 
Atorner und Melichar mitgewirkt. Die Gemälde werden in Tempera auf einem 
weißen Grunde von Marmorgyps ausgeführt. Jede der Wandtlachen besteht aus drei 
Feldern; in dem oberen Felde befinden sich iene l-leiligengeslalten, welche mit dem 
Marien-Cultus im Zusammenhange stehen, in dem Mittelfelde wird die Marien-Legende 
iener Kronlander dargestellt, in welchen sich Cultusstätten der heil. Marie befinden; das 
Schlussfeld ist mit architektonischen Ornamenten und Widmungen geziert. Die symme- 
trische Gliederung der Wandgemälde und die feierlichen Gestalten der Heiligen geben 
dem aGanzen einen vornehmen und harmonischen Charakter. Auch in diesen Fresken hat 
sich Trenkwnld als ein Meister stylvoller Darstellung bewahrt. 
Die l-leiligengestalten folgen in chronologischer Reihe, die Legenden sind nach 
Kronländern in alphabetischer Folge gereiht, so dass zuerst Böhmen und Dalmatien 
(ersteres mit den Gnadenorten von Bunzlau und Heiligenberg, letzteres mit Ragusa) an 
die Reihe kommen; die Wandtiachen der nächsten Capelle sind Galizien und Nieder- und 
Oberösterreich gewidmet. 
4 ln den nächsten drei Jahren dürfte der ganze Marien-Capellenkranz vollendet sein. 
Dieser Theil der Votivltirche ist voll Poesie und gehört zu dem Schönsten, was Oester- 
rei h in kirchlicher Wanddecoration besitzt. Es kann keinem Zweifel unterworfen sein, 
dass nach Vollendung dieser Capelle jene zwei Capellen, welche dem Andenken der 
kaiserlichen Familie gewidmet sind, mit Wandgemälden geschmückt werden; sie bilden 
die unmittelbare Fortsetzung des Chores. R. v. E. 
(Kleinaslntlsohe Expedition) Der vorjahrigen archäologischen Expedition, welche 
bekanntlich von einer kleinen Gesellschaft österreichischer Kunstfreunde, an deren Spitze 
Erzherzog Rainer und Fürst Johann von Liechtenstein standen, nach Kleinasien 
gesendet worden war, iat in diesem Herbste eine nachträgliche Unternehmung gefolgt. 
Von dem großen Grabmale in Lykien, dessen Untersuchung und Ausgrabung die Haupt- 
aufgabe der voriahrigen Expedition bildete, waren die ausgedehnten altgriechischen Re- 
lieffriese nach Wien gelangt, ein Theil aber, namlich das Portal des Baues und ein 
colossaler Sarkophag wegen ungewohnlicher Transportschwierigkeiten vorläufig an Ort 
und Stelle verblieben. Nachdem jene Relieffriese als eine Widmung der genannten Gesell- 
schaft in den Besitz der kaiserl. Antikensammlungen übergegangen sind, bestand der 
Wunsch, auch den Rest des gewaltigen Denkmalea einzuholen. Der k. k. Botschaft in 
Constantinopel gelang es, die Erlaubniss hierzu von der ottcmanischen Regierung zu er-
	        
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