Thätigkeits-Bericht der chemisch-techn. Versuchsanstalt
des k. k. Oesterr. Museums für das Jahr 1883.
Mit der zunehmenden Frequenz des Ateliers für keramische Deco-
ration an der k. k. Kunstgewerbeschule erwachsen der Anstalt von Jahr
zu Jahr stets größere Aufgaben, deren Bewältigung ihre Schwierigkeiten
namentlich in den beschränkten Raumverhältnissen und den unzuläng-
lichen Arbeitskräften finden, die der Anstalt zu Gebote stehen.
Die Erzeugung des Schmelzes, Feinreiben der Farben, Emaile und
sonstigen Präparate, welche die Schule nun schon in bedeutenderen
Quantitäten verbraucht, die Fertigstellung durch den Muffelbrand bei
den decorirten Gegenständen umfassen eine solche Summe physischer
Arbeit, dass sie neben den aus der analytisch-chemischen und Versuchs-
thätigkeit der Anstalt erwachsenden Arbeiten von dem Dienstpersonale
der Anstalt ohne Zuziehung fremder Aushilfsdienste nicht bewältigt
werden kann. Dazu kommt, dass an den Apparaten und Brennvorrich-
tungen der Anstalt, die beim Gebrauch im Feuer einer starken Abnützung
unterliegen, ein fortwährendes Ausbessern und Erneuern nothwendig wird
und in Folge der Vervielfachung der Versuche und der an der Schule
geübten Decorations-Techniken Umbaue und Vergrößerungen vorzu-
nehmen sind.
Die Anstalt besitzt nun in ihrem Souterrain sechs Muffelöfen, einen
Porzellan-Brennofen, der zeitweilig zur Erprobung eines neuen Muflel-
systems gleichfalls in einen Mulfelofen umgewandelt ist, einen Schacht-
Schmelzofen, einen Schmelzofen für continuirlichen Betrieb, zwei Email-
öfen für Metall-Emaillage und einen Versuchsofen für hohe Temperaturen
bei Massem und Glasurproben; dazu kommen an Brennvorrichtungen
noch ein kleiner Emaillirofen, zwei Gasmulfeln und ein Gas-Schmelzofen im
Laboratorium selbst, welche insgesarnmt in abwechselnder Benützung stehen.
Der Umstand, dass mit der Einführung der Limoge-Emailtechnik
am keramischen Atelier die Schüler genöthigt sind, den größten Theil der
technischen Operationen im Locale der Anstalt vor den Oefen vorzu-
nehmen, beengt die Versuchsthätigkeit der Anstalt bei dem ohnehin großen
Personale im höchsten Maße und macht eine im Einvernehmen mit dem
Leiter des keramischen Ateliers zu treffende Abhilfe durch Errich-
tung einer Ernaillirstube in den Räumen der Schule, wo die Vor-
arbeiten zu geschehen hätten, dringend nothwendig, namentlich da die
Inanspruchnahme der Anstalt von Seite der Industrie mit Untersuchungen
und Begutachtungen von Thon und anderen Rohproducten sowie Ana-
lysen und Versuchen stets zunimmt.