63
zwischen beiden gestaltet sich bei der überwiegenden Mehrzahl immer
inniger.
Einer wirklich musterhaften Organisation erfreuen sich, Dank der
aufopfernden Fürsorge des Herrn Curaten Mitterer, die Schulen in
Male und Proveis.
Schließlich erlaubt sich der Gefertigte in Bezug auf die praktische
Abtheilung des Central-Spitzencurses den Wunsch auszusprechen, es möge
ein hohes Ministerium die Mittel finden, eine größere Anzahl Zöglinge
zu ihrer Ausbildung an diese Abtheilung einzuberufen, als dies bis jetzt
der Fall war. Es würde sonst die Gefahr naheliegen, dass größere Be-
stellungen wegen Mangel an gleichmäßig geschulten Kräften nicht mit
jener Raschheit ausgeführt werden könnten, wie sie der allgemeine ge-
schäftliche Verkehr unbedingt verlangt.
Wien, l. November 1883.
Papyrus Erzherzog Rainer.
Vor einiger Zeit berichteten wir über den Ankauf des großen Papyrus-
schatzes von el-Faijüm durch Se. kais. Hoheit Herrn Erzherzog Rainer,
welcher großmüthig verfügt hat, dass-derselbe im k. k. Oesterr. Museum
aufgestellt und daselbst, unter der Leitung des Professors Karabacek, der
wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht werde. Seitdem wurde
an der Ordnung und Bestimmung des unvergleichlichen Urkundenmaterials
emsig gearbeitet und wir sind in der Lage, den Freunden der Wissen-
schaft über die dabei jüngst gemachten hochinteressanten Funde Einiges
mitzutheilen.
Als älteste Papyrus sind bisher zwei demotische aus der Zeit um
Christi Geburt gefunden worden, so dass dadurch ein Urkundenmaterial
aus einem Zeitraume von fast iooo Jahren festgestellt erscheint. Allgemein
nahm man bisher an. die Provinz Faijüm sei nur allein die große ägyp-
tische Fruchtbörse der alten Welt gewesen, ohne jedes literarische und
geistige Bestreben ihrer Bevölkerung. Der Fund eines kleinen Papyrus-
fragmentes , welches augenscheinlich einem griechischen Dichter
angehört, war nur insoferne wichtig, als sich in mehreren Urkunden auch
die Erwähnung von einem Theater in Arsinoä (el-Faijüm) voriindet,
also die Hoffnung begründet erschien, weitere Belege von dem geistigen
Leben der griechischen Einwohnerschaft daselbst zu finden. Diese Ver-
muthung wurde in den letzten Tagen auf das Glänzendste bestätigt.
Dr. Karl Wessely hatte das Glück, ein Pergament-Fragment des
Thukydides (Historiker des 5. Jahrhunderts vor Chr.) aufzufinden.
Dasselbe enthält in 44 Zeilen den 3 des 9x. Capitels und die 1-6
des 92. Capitels des VIII. Buches. Der Schrift nach zu urtheilen ist
dieses sensationelle Fundstück um die Wende des 3. Jahrhunderts nach