Schließung des Orientes bestimmend gewesen sein mögen. Hat es sich
doch bei den methodischen und systematischen Ausstellungen, welche der
geistvolle französische Künstler F. Gaillard (in der französischen Abtheilung)
und die k. k. österreichische Nationalbank (Entwickelung des Banknoten-
druckes) veranstalteten, gezeigt, welch" großen Raum eine methodische
und historische Darstellung von Kunsttechniken beansprucht, wenn sie
den Anforderungen der Fachmänner genügen soll.
Gleichwohl war die Ausstellung schon so umfassend, dass vieles von
dem, was angemeldet und angenommen wurde, wegen Mangel an Raum
nicht ausgestellt werden konnte und dass es nicht wenige kunstgebildete
Besucher gegeben hat, welchen die Muße fehlte, die Ausstellung in allen
ihren Theilen zu durchwandern und alle dort vorhandenen Kunstobjecte
eingehend zu besichtigen.
Wenn, wie nicht zu zweifeln ist, diese Ausstellung sich wiederholen
und eine systematische und dauernde Form erhalten wird, dürfte sich
von selbst die Nothwendigkeit ergeben, dasjenige, was wir diesmal als
Lücke empfanden und vermissten, in späterer Zeit zur Anschauung zu
bringen.
Auch derjenige, der wie der Schreiber dieser Zeilen sich über diese
Ausstellung ausspricht, muss im Voraus erklären, dass es ihm auch nicht
um eine eingehende Berichterstattung zu thun ist und dass bei der Fülle
des gebotenen Materials sein Bericht in mehr als Einer Beziehung unvoll-
ständig sein muss. Nur einige Punkte sollen etwas ausführlich erörtert
werden, welche von allgemein kunsthistorischem lnteresse sind.
Aus Anlass dieser Ausstellung wurden die Ausdrücke graphische
Künste, vervielfältigende,reproducirende, zeichnendeKünste-
häufig als gleichwerthig gebraucht. Dies aber ist nicht der Fall. Vor
Allem muss festgehalten werden, dass mechano-technische Kunstfertig-
keiten, bei welchen in der Praxis eine Kunstbildung und Kunstfertigkeit
im Zeichnen blos vorausgesetzt und wünschenswerth ist, nicht als in das Ge-
biet der Kunst gehörig angesehen werden können. Sie sind Hilfsmittel,
Hilfsapparat e, aber nicht Künste. Es ist ein charakteristisches Zeichen
unseres Jahrhunderts, dass es als ein vorwiegend industrielles, den mecha-
nischen Wissenschaften dienstbares bezeichnet werden muss, und dass
daher auch die graphischen Künste durch jene zahlreichen, geistvollen
Erfindungen der Mechanotechniker beeinHusst werden, welche neue Ma-
schinen und neue chemische Reproductionstechniken erfinden, dadurch
die Vervielfältigung erleichtern und der modernen Gesellschaft entgegen-
kommen, indem sie diese neuen Teckniken für wissenschaftliche und künst-
lerische Zwecke verwenden.
Wenn man jetzt häufig von Graphik, graphischer Kunst so ganz im
Allgemeinen spricht, und damit auch jene mechano-technischen und che-
mischen Hilfsapparate, welche der Vervielfältigung dienen, mit ersterem
Ausdrucke bezeichnet, um sich verständlich zu machen, so kann man