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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 222)

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muss weitrhäufiger die Wege des Handwerkes, als die der Kunst gehenw 
Mir scheint es hier nicht der Ort zu sein, die Frage der staatlichen Unter- 
stützung, und der Gleichstellung des Holzschnittes mit dem Kupferstich 
als akademischer Kunst eingehend zu erörtern, nur bemerke ich, dass an 
den Kunstakademien von Leipzig und Dresden der Holzschnitt akademisch 
gelehrt wird, zum Theile aus dem Grunde, weil in Leipzig, als dem Sitz des 
deutschen Verlags- u. Illustrationsbuchhandels die Pflege des Holzschnittes 
aus volkswirthschaftlichen Gründen geboten scheint. In Dresden ist das 
Fach für Knpferstich seit Gruner's Tod unbesetzt, das Holzschnittfach 
durch Bürkner besetzt. An der Leipziger Akademie wirken fürXylographie 
A. Berthold, der Lithograph Felgentreff und die Kupferstecher O. 
Ufer und F. Seifert. Die Art und Weise wie in Sachsen die Frage der 
Förderung der Xylographie als akademisches Lehrfach behandelt wird, gibt 
einen Fingerzeig, wie die von Hecht angeregte Frage auch in Oesterreich 
zu lösen wäre. Vor allem wird es sich darum handeln, ob es in Oesterreich 
vollgiltige Künstler gibt, die sich dem Holzschnitte erfolgreich widmen, 
und ob es Staatsanstalten gibt, welche ihrer ganzen Organisation nach 
berufen sind, die zeichnenden Künste als selbständige Fächer zu pflegen. 
Dass die k. k. Staatsdrnckerei und die Kunstgewerbeschulen, speciell die 
Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums, als solche Anstalten zu be- 
zeichnen wären, unterliegt keinem Zweifel. 
Der Holzschnitt bot auf dieser internationalen Ausstellung ganz 
hervorragende Erscheinungen. Der Holzschnitt in den Vereinigten 
Staaten verfügt über ganz bedeutende Künstler wie Juengling, 
Closson, Prang, Parrish. Nicht die virtuose Behandlung der Technik, 
welche einige französische Künstler dazu verführt hat, über dieikünst- 
lerische Grenze ihrer Technik hinauszugehen, ist es, welche den ameri- 
kanischen Xylographen eine hohe Stellung gesichert hat, sondern die 
echt künstlerische Auffassung ihrer Kunstzweige. Sie geben das Porträt 
und die Landschaft mit einer künstlerischen Freiheit, wie man es selten 
findet. Ihre Handfertigkeit steht im Dienste der Kunst. Wenn irgend ein 
Kunstzweig auf der internationalen graphischen Ausstellung eine goldene 
Medaille verdient hat, so ist es der amerikanische Holzschnitt. 
In der Abtheilung des Deutschen Reiches ist der Versuch gemacht 
worden, neben den Holzschnitten auch diese Original-Zeichnungen. nach 
welchen die Xylographien gemacht wurden, auszustellen; würde diese 
Methode, Werke der graphischen Künste zur Ausstellung zu bringen, 
Eingang finden, so würden diese Ausstellungen auch ein größeres kunst- 
wissenschaftliches Interesse bieten. 
Sehr gut war es, dass in der österreichischen Abtheilung die großen 
l-Iolzschittwerke der Zeit Kaiser Max I. zur Anschauung gebracht wurden. 
Sie überragen an künstlerischer Bedeutung Alles, was die moderne Kunst 
auf diesem Gebiete zu leisten vermag, und haben einen nicht misszu- 
verstehenden Fingerzeig gegeben, dass nicht die Jagd nach Novitäten und
	        
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