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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

Kunst streben auch die Polen; die österreichischen Polen _lehnen sich 
zumeist an die französische und die Münchener Schule an, die russischen 
Polen empfangen ihre Impulse in erster Linie von Frankreich, in zweiter 
von Petersburg und den Kunstschulen des Deutschen Reiches. Die Ma- 
gyaren gehören weniger nach ihren Bestrebungen, als nach ihren Lei- 
stungen der deutschen, speciell der Münchener und Wiener Schule an, 
einige huldigen der französischen Kunstrichtung. 
In der graphischen Ausstellung kamen diese Kunstbewegungen in 
so markanter Weise zum Ausdrucke, dass sie nicht ignorirt werden 
können. Die österreichische Monarchie, folgend dem Stromgebiete der 
Donau, welche dem deutschen Boden entsprungen ist, kann demgemäß 
ihren deutschen Charakter auch auf graphischem Gebiete nicht verleugnen. 
Oesterreichs Kunst wird nie eine französische oder wälsche werden. 
Die hiesige Gesellschaft für vervielfältigende Kunst hat sich um die 
österreichische Kunst wohl verdient gemacht, dass sie zum ersten Male 
und in großem Style eine graphische Ausstellung in's Leben gerufen 
und dadurch die Aufmerksamkeit der Künstler und Kunstfreunde, sowie 
der Staatsmänner auf die Bedeutung der graphischen Künste gelenkt hat. 
Wir zweifeln nicht, dass das, was im verflossenen Jahre begonnen wurde, 
in den nächsten Jahren fortgesetzt wird. 
In dem Augenblicke, wo dieser Bericht veröffentlicht wird, hat die 
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst ihren Schlussbericht erstattet. 
Derselbe betont, dass Se. Majestät der Kaiser dieser Gesellschaft und 
deren hochverdientem Präsidenten Excell. Graf Abensperg-T raun die 
Allerhöchste Anerkennung ausgesprochen hat. Das finanzielle Resultat ist 
zwar kein glänzendes, aber doch so genügendes, dass sich die Gesellschaft 
wohl aufgefordert fühlen wird, auf der eingeschlagenen Bahn fortzufahren. 
Ganz besonderes Verdienst hat sich der kunstfreundliche, unermüdliche 
Sectionschef R. v. Wieser erworben; er war zugleich das fördernde 
und ausgleichende Element der Commission. 
Mit ganz besonderem Vergnügen verzeichnen wir die Thatsache, 
dass die Gesellschaft mit dem Gedanken umgeht, ein graphisches Museum 
in's Leben zu rufen. Wir werden uns mit der Organisation dieses Mu- 
seums eingehender beschäftigen und wollen jetzt nur mittheilen, dass im 
nächsten Winter an den Vorlese-Donnerstagen eine Reihe von Special- 
Vorträgen über die graphischen Künste und Techniken von hervorragenden 
Fachrnännern, die bereits ihre Zustimmung gegeben haben, im Oesterr. 
Museum abgehalten werden. 
Ich behalte mir vor, auf einzelne Fragen, welche die graphischen 
Techniken (speciell den Holzschnitt) und die volkswirthschaftlichen Fragen 
betretfen, welche rnif der Graphik im Zusammenhang stehen, eingehend 
in diesem Organe zurückzukommen, 
Wien, Ende December 1833.
	        
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