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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

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führt, würde nicht nur in Wien zum ersten Male den Kunstjüngern einen Begrilf der 
verschiedenartigen Stylrichtung bieten, sondern es wäre in Verbindung mit einer Werk- 
statte für Abgüsse auch die Pepiniere für Betheilung unserer Provinzialrnuseen, die 
ebenso wie Wien und in noch erhöhtem Maße von Allem entblößt sind, was zum Studium 
der Kunst gehört. Es sind in diesem Falle nicht die Gypsabgussc, sondern die Original- 
gypsformen zu beziehen und in diesen Stucltformen, die vom Originale abgenommen 
sind, sind dann sowohl für Wien als für die Provinzstadte die Gypsabgusse zu fertigen. 
Es hat also der Bau eines solchen Museums nicht nur für XVien, sondern auch für alle 
Landeshauptstädte einen großen Werth, und es scheint mir, dass dies auch eine jener 
geimeinsamen Angelegenheiten ist, gegen die sowohl die rechte als auch die linke Seite 
des hohen Hauses nicht viel einzuwenden haben durfte. 
Ich habe diese ldee heute nur angeregt, nachdem man mich ersuchte, in dieser 
Richtung hier zu sprechen, und nachdem ich mich verpflichtet fühle, derartige Wünsche 
im hohen Hause zum Ausdrucke zu bringen.- 
Die moderne Graphik auf der Wiener internationalen 
graphischen Ausstellung 1883. 
Von R. v. Eitelberger. 
(Schluss) 
Frankreich ist auf dem Gebiete des Kupferstiches noch immer das 
dominirende Land; die hervorragendsten Kupferstecher sind Franzosen seit 
den Zeiten G. Edelinck's bis auf die Gegenwart. Die bedeutendsten 
deutschen Kupferstecher haben die französische Schule durchgemacht, 
auch die geistvollsten Kupferstecher auf der Ausstellung sind Franzosen. 
Unter diesen glänzt vor Allen Gaillard und als schulbildender Künstler 
l-lenriquel-Dupont. Nicht wenig hat dazu das große Staatsinstitut 
der Chalkographie und die lmprimerie nationale beigetragen. Auch der 
Akademie und der Ecole des Beaux-Arts mit ihrer strengen Schulung und 
dem unablässigen Studium der Antike und des Aktes gebührt ein großer 
Theil dieses Erfolges. Die natürliche Folge der französischen Kunstver- 
waltung seit Colberfs Zeiten ist es, dass jeder französische Künstler weiß, 
dass die Grundlage jeder Kunst die Zeichnung sei. 
Die deutschen Romantiker haben in den ersten Jahrzehnten unseres 
Jahrhunderts versucht, der französischen Kupferstecherschule eine deutsch- 
nationale gegenüber zu stellen. Dieser Versuch hat manche guten Folgen 
gehabl, die Aufmerksamkeit auf Schongauer, Dürer und Mantegna gelenkt 
und die deutschen Kupferstechcr vor manchen Ausartungen des fran- 
zösischen Geschmackes bewahrt; manche bedeutende Leistungen hervor- 
gerufen, darunter wir Keller's Disputa, Steinle's Stiche nach Raphael 
rechnen müssen, - aber die Suprematie der Franzosen auf diesem Ge- 
biete bleibt unangefochten. Wenn man die dem Kupferstiche zugewie- 
senen Medaillen nicht nach Nationen oder Staaten, sondern nach dem 
inneren Werthe hätte vertheilen können, so hätte gewiss mehr als die 
Hälfte der Medaillen den Franzosen zufallen müssen. 
Unter den Radirern der Gegenwart stehen William Unger in 
Wien, Waltner in Paris, Herbert l-lerkomer in London an der Spitze.
	        
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