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terem Blechstreifen werden, und sich so als directe Nachbildung der
Schneckengestalt darstellen; die Ketten aus durchlöcherten Goldscheiben,
welche angeblichlauch als Werthzeichen gedient haben; die goldenen
Steigbügel der Avaren; ein silberner Säbelscheidenschuh.
Unter den kirchlichen Gefäßen und Geräthen, welche den großen
Saal Nr. II füllten, lenkten zuvörderst sechs Aquamaniles die Aufmerk-
samkeit auf sich. Kann diese Gefäßform auch nicht als so große nSelten-
heitn anerkannt werden, so wird man doch nicht häufig in einer Samm-
lung so viele Typen derselben vereinigt finden, wie im Ungarischen National-
museum, welches je ein Aquamanile als Löwe, Hirsch, Hund, Sphinx,-
Kentaur und Kopf besitzt. Von hervorragendem Interesse ist der Kentaur
mit einer Klirbistlasche, auf dem Rücken einen Flötenbläser tragend, der
Oberkörper mit einer Art Grätenornament und an der Stelle des Ueber-
ganges in den Pferdeleib mit einem ebenso primitiven Zackengürtel,
während den Pferdeleib Runde mit Kreuzschraffirung bedecken.
Für die Geschichte der Kunsttechnik von Bedeutung ist ein kleines
Triptychon mit dem Gekreuzigten, der Jungfrau und dem Täufer in
Grubenschmelz. Der Styl ist byzantinisch, die Schrift griechisch; ob aber
deshalb das Werk als Beweisstück für die Anwendung dieser Email-
technik in Byzanz selbst dienen könne, bleibt doch fraglich. Dass die
nordische Emailarbeit des Mittelalters auf byzantinische Vorbilder zurück-
geführt werden müsse, gist ja die allgemeine Annahme, und daher dürfte
dieses Triptychon doch eher unter die Rubrik nbyzantinische Kunst im
Abendlandeu zu bringen sein.
Das Fortleben des byzantinischen Styls in der griechischen Kirche
des Abendlandes wurde durch serbische Gegenstände veranschaulicht, die
allerdings zum Theil mehr Curiositäten als Kunstwerke sind; hervor-
zuheben wären zwei Rotulen (oder Flabellen P) mit allslavischen Aufschriften.
Ferner sah man dort sogenannte Athoskreuze, aus ziemlich dünnen
Cedernholzbrettchen geschnittene und in Silber gefasste Kreuze, deren
Balken entweder in Kleeblätter oder in die durch Verschränkung eines
Quadrats und eines Vierpasses gebildete Gestalt ausgehen. An die Klee-
blätter ist im Scheitelpunkt noch ein Knöpfchen angesetzt, und eben
dieselbe Form wiederholt sich an einem angeblich abyssinischen Kopten-
kreuze. welches außerdem noch mit Zäpfchen besetzt ist.
Die Kopfreliquiare aus verschiedenen Zeiten haben vornehmlich
historischen Wertb; nur einem muss dieser vorläufig abgesprochen
werden, während der künstlerische desto höher steht. Eine solche silberne
vergoldete Büste, Eigenthum des Nationalmuseums, wird nämlich im
großen Publicum als nBildniss des Mathias Csäkn bezeichnet; Csak, Herr
von Trentschin, welcher in der Entscheidungschlacht gegen Ottokar von
Böhmen mitfocht, ist aber kein Heiliger gewesen, und die Büste trägt
unverkennbar das Gepräge Florentiner Arbeit. Die Deckplatte (vielleicht
eine Krone?) fehlt, die Stirn ist stark verbogen, allein wir möchten uns