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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

doch gegen eine, wie es heißt beabsichtigte, Restaurirung aussprechen, 
durch die zu leicht der Charakter des vortrefflichen Werkes geschädigt 
werden könnte. 
Eine Anzahl sehr interessanter Arbeiten hatte das Aachener Dom- 
capitel hergeliehent Reliquiarien, Votivbilder und Geräthe aus der von 
König Ludwig von Ungarn aus dem Hause Anjou (1326-1382) gestifteten 
ungarischen Capelle im Dom zu Aachen. Die Wappen von Ungarn, 
Anjou und Polen erinnern überall an den Geber. Die großen Votivbilder 
sind leider so vielfach restaurirt, dass es fraglich wird, was an denselben 
noch echt sei. 
Ein schönes spätgothisches Vortragskreuz mit theilweis zerstörtem 
transluciden Email am Fuße (in zwei Ansichten abgebildet in: Kirchliche 
Kunstdenkmäler aus Siebenbürgen II.) und eine Monstranz, beide Eigen- 
thum der Kirche zu Heltau, haben ihre eigene Geschichte: sie sollen 
durch Jahrhunderte eingemauert und dies nur den Aeltesten zweier 
Familien des Dorfes bekannt gewesen sein, welche von Generation zu 
Generation das Geheimniss treu bewahrten, bis endlich die arme Kirchen- 
gemeinde einmal glaubte, sich zur Reparatur ihres Kirchengeräthes ent- 
schließen zu müssen. So berichtet unser Führer. In der genannten Publi- 
cation des Vereins für siebenbürgische Landeskunde ist davon nichts 
erwähnt und unaufgeklärt bleibt allerdings, wieso die Auffindung einer 
Monstranz und eines Vortragekreuzes die protestantische Gemeinde aus 
der geschilderten Verlegenheit befreit haben soll. 
Die Menge der Kelche, Kreuze, Monstranzen etc. von vorzüglicher 
Arbeit und zumeist den Uebergang aus der Gothik in die Renaissance 
vergegenwärtigend, war übrigens so groß, dass man in Verlegenheit wäre, 
das Bedeutendste von dem Minderbedeutenden zu sondern. Wären die 
Marken und Beschauzeichen bereits aufgenommen, so würden sich wohl 
mancherlei Anknüpfungspunkte für die Besprechung ergeben. So leuchtet 
auch in dieser Region ein, welche dominirende Stellung einst Augsburg 
eingenommen hat. 
Saal III enthielt unter anderem die berühmten bei Nyitra-Ivanka 
gefundenen Platten einer byzantinischen Krone, die Krone des Stephan 
Bocskay - die an Interesse von ihrem Futteral aus prachtvollem indischen 
Seidenbrocat überboten wird -, Silberspitzen, welche in einem Grabe 
mit Sargbeschlägen und Nägeln aus dem dreizehnten Jahrhundert gefunden 
worden sein sollen, - 'I'rinkgeschirre in allen Formen und Größen, -- 
Schmuckgehänge. Auch hier lässt sich nur mit einiger Willkür Bestimmtes 
herausgreifen, wie der Cocosbecher, der als Doppeladler montirt ist, der 
Pocal, welchen die österreichischen Stände dem Nicolaus PalHy nach der 
Erstürmung Raab's (i 598) widmeten, ein aus der Familie Rakoczy stam- 
mendes Krystallfässchen mit dem Doppeladler in Email, und eine Menge 
anderer Prunkgefäße, zum Theil Geschwister berühmter Stücke von Jam- 
nitzer, Petzolt u. A. in auswärtigen Sammlungen. Ein Wunderwerk der
	        
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