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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

rninisteriums waren Sectionschef Fidler und Dr. Karl Zeller erschienen. 
Dass sämmtliche hiesige gelehrte und Kunst-Institute und Corporationen 
Vertreter abgesandt hatten, ist selbstverständlich; auch der Bürgermeister 
der Stadt Wien, die Excellenzen Stremayr und Glaser, der Prälat des 
Schottenstiftes, der Propst der Votivkirche waren erschienen. Besondere 
Theilnahme wandte sich der Szjährigen Mutter Ferstel's zu, welche mit 
den übrigen Angehörigen der Familie dem Feste beiwohnte. 
Nach dem Erscheinen Sr. kais. Hoheit Erzherzogs Rainer intonirte 
der Akademische Gesangverein, welcher bereitwilligst der Einladung 
gefolgt war, seine Theilnahme an der Feier des Erbauers der neuen 
Universität zu manifestiren, einen Festchor von dem Universitäts-Musik- 
director R. Wein wu rm, unter persönlicher Leitung des Componisten. 
Hierauf hielt der Vice-Director des Museums, Reg-Rath Jac. v. Falke, 
die Festrede, eine oratorische Meisterleistung, ebenso vollendet in der 
Form, als voll Pietät für den Gefeierten. Nach der darauf erfolgten 
Enthüllung des Denkmals wurde die Versammlung eingeladen, die Aus- 
stellung von Aufnahmen, Skizzen und Entwürfen FersteFs zu besichtigen, 
welche den Saal lX und den ganzen Vorlesesaal ausfüllt. Ein Beweis von 
FerstePs staunenswerther Schaffenskraft, ist diese Ausstellung zugleich 
von größter historischer Bedeutung, zur Würdigung von Ferstel's indi- 
vidueller künstlerischer Entwicklung, wie iener der neueren Wiener 
Architekturbewegung überhaupt. Durch die Zusendung von FerstePs 
großartigem und allseitig bewundurtem Projecte für das Parlaments- 
gebäude in Berlin hat das königl. preußische Ministerium die Museums- 
direction zu besonderem Danke verpflichtet. 
Außer den architektonischen Aufzeichnungen und Entwürfen Ferstel's 
dürften die Besucher der Ausstellung wohl auch dessen Porträte besonders 
interessiren, und wir wollen hier namentlich auf jene aus der Jugendzeit 
des Meisters verweisen. Da ist ein kleines Aquarellporträt (o'25 : 0' 18 Ctm.) 
aus dem Jahre 1831 von J. Passini. Derselbe (geb. 1798, gest. in Graz 
1874.) war ein Freund von Ferstel's Vater, der in Malerei dilettirte und 
gerne mit Künstlern verkehrte. Hier ist der spätere Künstler als spie- 
lendes Kind dargestellt mit Peitsche und Kreisel in der Hand, doch ist 
selbst aus diesem Köpfchen mit dem seelenvollen blauen Auge bereits 
entschlossener Wille abzulesen. Es ist eine schöne Familientradition, dass 
der Knabe, als seine Schwester gerade Unterricht erhielt, unaufgefordert 
sich hinzusetzte mit den Worten: vNun will ich auch lernenu und fortan 
gerne den Unterrichtstunden beiwohnte. Das Aquarell ist in der Art 
Fendi's gemalt und Eigenthum der Mutter Ferstel's. - Ein zweites 
Porträt vorn Jahre 1846 ist von E. Young, einem Schulkameraden 
FerstePs, gemalt (20: 19 Ctm.). Der Kopf ist aquarellirt, die Gestalt, 
Kniestück, mit dem Stifte gezeichnet und nur leicht in Farbe gesetzt. 
Das blonde Haar des Kinderköpfchens hat sich inzwischen gebräunt, die 
Gesammterscheinung ist vornehm, wie Ferstel überhaupt später an der
	        
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