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für eine präcisere Datirung zu gewinnen und namentlich festzustellen,
inwiefern innerhalb der beiden Fundgruppen sich Stücke finden, die den
Uebergang von der früheren zur späteren Periode in bestimmter Weise
vermitteln. Als unmittelbaren Gewinn dürfen wir aber heute schon den
Nachweis der Uebung der Gobelinweberei für eine weitere Stylperiode
bezeichnen,. die uns bereits nahe an jene Zeit heranführt, da unter dem
Einflusse der importirten orientalischen Stoffe und der Einführung der
Seidenweberei in Südeuropa sich ein Umschwung des Geschmackes voll-
zog, der schließlich zur Schatfung eines eigenen occidentalischen Seiden-
styles führte; parallel mit diesem Umschwunge werden wir uns aber
das Verschwinden der Gobelinweberei aus dem Gewandschmucke denken
müssen.
Das maureske Ornament.
Von Prof. Hans Macht.
(Schluss)
Kein Wunder, dass die deutschen Meister der Kleinkünste zur För-
derung des Schaffens ihrer Zeitgenossen Vorlageblätter im Sinne der
neuen Zierweise schufen, deren sich jeder Künstler bequem bedienen
mochte zur reichen Ausstattung seiner Werke.
Da glänzen denn vor Allem zu Nürnberg zwei Namen: die der un-
vergleichlichen Männer Virgil Solis und Peter Flötner.
Eine gereirnte Inschrift auf einem von Balthasar Jenichen in Kupfer
gestochenen Porträt des Erstgenannten lässt uns seine Geburt in das
Jahr 1514 setzen, denn diese Zeilen lassen ihn unter Anderem sagen:
"Da . ich . war . in . meinem . 4.8 . jar
5 . 62 . die . iarzal . Christi . war
fordert . mich . Gott . ab . dieser . weltu . . .
Diese genannte Inschrift nebst einigen wenigen Zeilen in des Schreib-
und Rechenmeisters Johann Neudörfer "Nachrichten von Nürnberger
Künstlern und Werkleutenu und zwei von Lochner veröffentlichten Quit-
tungen, aus welchen wir die Namen seiner Gattin und seiner Kinder
erfaihren, machen zusammen die Ueberlieferungen aus. welche uns Näheres
von diesem bedeutenden Manne zur Kenntniss bringen.
Allein beredter als jede Lebensbeschreibung spricht die unabsehbare
Reihe der von ihm geschaffenen Kunstblätter. Seine Entwürfe für Gold-
und Silberschmiede, seine Ornamentstiche, einer Reihe von Folgen ange-
hörig, zeigen das köstliche, ganz eigenartige Genie dieses Künstlers, der
nimmermüde sein reiches Gestaltungstalent zu Nutz und Frommen seiner
Berufsgenossen zur Ausübung brachte und in der ihm zugemessenen .
verhältnissmäßig kurzen Spanne Lebenszeit bethätigte, was die schon
citirte Inschrift von ihm besagt: dass ihn die Künstler einen Vater