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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

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Die Goldschmiedekunst-Ausstellung in Budapest. 
In fünf Räumen der Bildergalerie des Ungarischen Nationalmuseums 
zu Budapest befand sich während der Monate Februar bis Mai d. J. die 
Historische Goldschmiedekunsl-Ausstellung, wie sie auf dem Titel des 
deutschen "Führersn genannt wird; - A törtiinelmi Ötvösmü-kidllitds helyi- 
sägeiben lautet der magyarische Titel, dessen letztes Wort, wenn wir 
nicht irren, einen etwas debnbaren Sinn hat und sowohl besagen kann, 
dass die ausgestellten Gegenstände ungarischer Herkunft, als auch, dass 
sie in ungarischem Besitze seien. In eine dieser beiden Kategorien lässt 
sich allerdings die grösste Mehrzahl einreihen, wenn es auch nicht an 
solchen fehlte, die nur durch geschichtliche oder culturgeschichtliche 
Beziehungen Anwartschaft auf einen Platz in jener Gesellschaft erworben 
hatten. Diese Gesellschaft verdiente eine glänzende in jedem Sinne genannt 
zu werden. Denn gewiss wird man selten das vornehmste aller Kunst- 
handwerke, und zwar alle Zweige des erlauchten Geschlechtes, in so 
vielen und so ausgezeichneten Vertretern versammelt sehen; der Reich- 
thum ist hier so groß, dass wir unwillkürlich nach einer Erklärung dafür 
suchen; vielleicht ist sie in dem Umstande zu finden, dass nach dem 
Jahre 1684 das Land nicht mehr der Schauplatz großer Kriege gewesen 
ist, während die meisten anderen Länder von solchen verheert wurden. 
Das Interesse des Besuchers wendet sich naturgemäß vornehmlich 
den ungarischen Goldschmiedarbeiten zu, einmal weil dieses Specialgebiet 
der Kunstgeschichte bisher noch wenig durchforscht worden ist, und zum 
zweiten, weil dergleichen Arbeiten außerhalb des Landes nicht häufig 
begegnen. Die wissenschaftliche Ausbeutung der im eigentlichen Sinne 
nationalen Abtheilung muss freilich einer etwas späteren Zeit vorbehalten 
bleiben, da der Katalog, welcher die erforderlichen Behelfe an Namen, 
Marken u. s. w. enthalten wird, bei der Ueberzahl an Objecten erst im 
Verlaufe der Ausstellung hat gearbeitet werden können, und der seine 
Stelle vertretende gedruckte Führer wesentlich auf das große Publicum 
berechnet war. 
Inzwischen blieb man doch keineswegs auf den ästhetischen Genuss 
beschränkt, welchen der Anblick der großen Menge nachweisbar sieben- 
bürgischer Arbeiten gewährte. Unverkennbar begegnen sich in der sieben- _ 
bürgischen Goldschmiedekunst eine östliche und eine westliche Strömung: 
vielleicht dürfte man sie auch als volksthümliche und akademische 
bezeichnen, wenn diese Ausdrücke nicht so leicht zum Missverständniss 
leiten würden. Das sogenante Filigranemail, in gemaltem Email aus- 
geführte Piianzenmotive in einen Filigrangrund eingefügt, hat im Orna- 
ment den persischen Charakter so treu bewahrt, wie vergleichsweise die 
polnischen Gürtel oder die, ebenfalls aus Siebenbürgen stammenden, Thon- 
fliesen, welche das Ungarische Gewerbemuseum besitzt. Und die Tulpe,
	        
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