genannten Universitäten genießen, ist, dass die Professoren für Archäo-
logie und Kunstgeschichte zugleich Vorstände von kleinen archäologischen
Museen sind, was bei der Wiener Universität nicht der Fall ist, die von
Lehrmitteln gänzlich entblößt ist. Das Professoren-Collegium der k. k.
Akademie der bildenden Künste hat in jüngster Zeit an die Staatsregie-
rung die Bitte gerichtet, es möge ein den Culturbedürfnissen der
Haupt- und Residenzstadt der Monarchie entsprechendes
Museum der Gypsabgüsse gegründet werden. Auch Graf Wurm-
brand hat im Abgeordnetenhause am 19. März 1. J. einen fast gleich-
lautenden Antrag gestellt").
Ob es aber bei dem heutigen Stande der Staatsfinanzen möglich
sein wird, diesem Antrage Rechnung zu tragen, ist eine andere Frage;
aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass ein solcher Wunsch voll-
ständig gerechtfertigt ist. Es muss dabei wohl berücksichtigt werden, dass
an die Wiener Universität Studirende aller Nationen kommen, und dass
das Bedürfniss nach einem ausreichenden Lehrapparat daher nicht ein
locales niederösterreichisches Interesse ist, sondern ganz Oesterreich be-
rührt, denn durch den Mangel eines solchen Lehrapparates an der Wiener
Universität wird die Ausbildung der akademischen, allen Nationen des
Reiches angehörigen Jugend, welche sich der Kunstwissenschaft und den
humanistischen Studien widmet, gehemmt.
Es scheint mir nunmehr passend, einige Bemerkungen über jene
Museen zu machen, welche praktische Ziele verfolgen, und für welche
im Staatsvoranschlage durch Einstellung von Geldsummen vorgesorgt
wurde. Es sind dies: das Oesterreichische Museum für Kunst und Industrie,
bei welchem dieselbe Summe in das Budget eingesetzt wurde, wie im
Vorjahre; das Technologische Gewerbemuseum und das Orientalische
Museum. Ueber die letztgenannten beiden Museen seien mir einige Be-
merkungen gestattet.
Im diesjährigen Budget sind für das Technologische Gewerbernuseum
und für das Orientalische Museum erhöhte Staatssubventionen in Aus-
sicht genommen. Es ist dies mit Rücksicht auf die praktischen Ziele,
welche beide Anstalten verfolgen, in hohem Grade gerechtfertigt, und
wenn es erlaubt ist, einem Wunsche Ausdruck zu geben. so wäre es der,
dass das vom österreichischen Gewerbeverein in's Leben gerufene Tech-
nologische Gewerbemuseurn, für welches im heutigen Budget eine
Subvention von 30.000 Gulden eingestellt erscheint, in ein Staatsinstirut
umgewandelt werde. Wie bekannt, verfolgt das Technologische Gewerbe-
museum einen ähnlichen Zweck wie das Conservatoire des Arts et Metiers
in Paris. Es bildet in Oesterreich das verbindende Glied zwischen den
technischen Bedürfnissen des Gewerbestandes und der technischen Hoch-
schule in Wien. Da es also die gleichen Ziele verfolgt, wie die Staats-
') Vergl. Maiheft der -Mittheilungenn, S. 99.