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gewerbeschulen und die gewerblichen Fachschulen, welche dem Unterrichts-
ministerium unterstehen, so ist die Erhebung des Technologischen Ge-
werbemuseums zu einer Staatsanstalt doppelt wünschenswerth.
Das Orientalische Museum, dem eine Subvention von Sooo fl.
ausgeworfen ist, machtinden letzten Jahren manche rlihmenswerthe Anstren-
gungen. die Verbindung mit dem Orient und den Export österreichischer
lndustrieerzeugnisse dahin zu vermitteln. Oesterreich ist, seiner ganzen
historischen Grundlage nach, mit seiner Culturmission auf den Orient
angewiesen, und jede Anstalt, welche sich dieser Aufgabe unterzieht, ver-
dient die volle Aufmerksamkeit des Publicums und der Regierung. Leider
ist durch die ungarische Eisenbahnpolitik die directe Verbindung mit dem
Orient so gehemmt, dass nicht einmal ein directer Verkehr mit den neuen
österreichischen Ländern Bosnien und Herzegowina, ja nicht einmal mit
Dalmatien möglich ist.
Aber trotz dieses großen Hindernisses, durch welches für die west-
liche Hälfte der Monarchie ein directer Verkehr mit dem Orient fast ganz
ausgeschlossen ist, oder vielleicht gerade deshalb muss man in Wien dem
Orientalischen Museum und seinen Exportbestrebungen die größte Auf-
merksamkeit schenken. Je praktischer diese Anstrengungen von Seite des
Orientalischen Museums gemacht werden, desto besser wird es für das
Museum selbst sein, und auf desto größere Unterstützung wird es
rechnen können.
Aus dem Staatsvoranschlage sowohl für das Unterrichts- als für
die anderen Ministerien ist nicht zu entnehmen, welche Summen die
österreichische Staatsregierung für die künstlerische Durchführung von
Bauten verwendet, welche höhere Zwecke verfolgen, und für jene Bauten,
bei denen künstlerische Decoration verwendet wird. Denn diese Bauten,
bei welchen Künstler und Kunsthandwerker verwendet werden, ergänzen
das Kunstbudget Oesterreichs, und es wird erst durch diese den bethei-
ligten Kreisen des lnlandes und Auslandes klar werden, welche Summen
die österreichische Staatsregierung für Kunstzwecke verausgabt. Auch
wird sich bei eingehenderer Würdigung dieser Abtheilungen des Budgets
von selbst ergeben, ob und wie unsere Architekten, welche in der tech-
nischen Hochschule und in der Akademie der bildenden Künste ihre Aus-
bildung gesucht haben, verwendet wurden. Die Beantwortung dieser An-
gelegenheit berührt die für Oesterreich so wichtige Frage der socjalen
Stellung der Architekten in Oesterreich. Dass Oesterreich und
das Deutsche Reich mit einer Art von geistigem Proletariate zu rechnen
haben, zu welchem der UeberHuss an Ingenieuren und Architekten ein
nicht geringes Contingent stellt, ist erklärlich, wenn man bedenkt, dass
in den Studienjahren 1878-1883 unter den 7814 Frequentanten der
technischen Hochschule in Wien während dieser Zeit 817 die Bauschule
besuchten, die nun einer ungewissen Zukunft entgegengehen, weil die