160
,l___
dass sie bei den Architekten keine Beschäftigung finden und dann die
künstlerischen Hilfsorgane der Baumeister werden. Dazu kommt noch,
dass sich viele junge Leute, welche die Architekturschule nur theilweise
und mit dem rnäßigsten Erfolge besucht haben, sich doch nArchitektenu
nennen und dann durch die Unzulänglichkeit nicht bloß ihrer Fach-
kenntnisse, sondern auch ihrer allgemeinen Bildung dazu bei-
tragen, den Stand der Architekten zu alteriren.
Zur eingehenden Erörterung dieser Fragen und ihrer Abhilfe wäre
ebenfalls im Wege einer Enquete im SchoBe des Ministeriums des Innern
zunächst die Function des Architekten dem Publicum, sowie dem Bau-
meister und dem Bauunternehmer gegenüber klar zu stellen. Es wäre
hierbei zu erwägen, 0b nicht die Ausübung der Praxis für Architekten
an eine staatliche Prüfung geknüpft sein solle.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass, wenn die im Obigen angeführten
Reformen in Schule, Staatsverwaltung und Gesellschaft durchgeführt
würden, die Stellung des Architekten eine ungleich würdigere und be-
deutendere, sein Arbeitsfeld ein ausgedehnteres und lohnenderes und sein
Ansehen jener Summe von Erfahrungen und Kenntnissen in Technik
und Kunst entsprechen wird, die ein Architekt in sich vereinigen muss,
um seinen Aufgaben vollkommen gerecht zu werden.
Die vorliegenden "Bemerkungen über das heurige österreichische
Kunstbudgetu beantworten die Fragen nicht: welche Ideale beherrschen
unsere Künstler? Huldigen sie sittigenden und völkerverbindenden ldeen,
wie solche vor Allem Oesterreich braucht? Denn diese Bemerkungen
wollen als nichts anderes genommen werden, denn als Anregungen zu
Reformen und Schlussfassungen, welche im lnteresse der gesammten
Vaterländischen Kunst dringend noth thun und wohl von Jedermann
gebilligt werden dürften, der mit Liebe und Verständniss der österrei-
chischen Kunstentwicklung folgt.
Ende März 1884.
Die Ferstel-Ausstellung im Museum.
Wir bringen im Folgenden blos das einfache Verzeichniss der aus-
gestellten Objecte ohne Commentar. Es ist für die Chronik des Museums
nur eine Art historischer Festhaltung dessen beabsichtigt, was hier vereint
uns die ganze Größe des Meisters vergegenwärtigen konnte. Die Entwürfe
FerstePs sind hiebei chronologisch geordnet.
1. Porträts Ferstefs '.
Als Knabe von Passini; als Jüngling, Oelbild .von einem Unbekannten und Aquarell
von E. Young; Brustbild, Oelgemälde von Prof. Griepenkerl.
z. Jugendarbeit Ferstefs:
Aquarell, darstellend den Altstädter Ring.