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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 231)

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Literaturbericht. 
Falke, Jacob v., Der Garten. Seine Kunst und Kunstgeschichte. Berlin 
und Stuttgart, W. Speuiann. 159 S. gr. 8. 
Schon das Verzeichniss der vom Verfasser behufs der lllustrationen seines Buches 
benutzten Werke gestattet auch dem Laien den Schluss, dass das Gebiet der Garten- 
ltunst, in früheren Zeiten so sehr cultivirt, in unseren Tagen sehr spärlich bearbeitet 
wird. Besonders fehlte es an einem Werke, welches nicht bloß einzelne bedeutende 
Gartenanlagen bespricht, sondern das ganze große Thema nach ästhetischer und histo- 
rischer Richtung in Betracht zieht und darum ist die neue Arbeit Falke's, dessen Vor- 
trage nüber den Garten: im vorigen Jahre mit so großem Beifalle aufgenommen wurden, 
in doppeltem Maße willkommen zu heißen. Der erste Theifenthalt die Theorie: t. den 
regelmäßigen oder architektonischen, z. den unregelmäßigen oder natürlichen Garten, 
3. den Garten unter dem Einlusse bestimmter Bedingungen behandelnd, mit conse- 
quenter begrilflicher Festhaltung des Gartens als die der Kunst unterworfene Natur. 
Der zweite Theil gibt die historische Entwickelung des Gartens vom Alterthum bis zur 
Neuzeit, mit besonderen Abschnitten über den Garten des Orients, über den italie- 
nischen, franzbsisehen, englischen und den modernen landschaftlichen Garten. Nicht 
weniger als 69 blattgroße, sorgsam ausgewählte und ausgeführte Illustrationen sind eine 
ebenso lehrreiche als schone Beigabe des Werkes, das in der That geeignet ist, Kunst- 
und Naturfreunde zum Danke gegen Falke, den unermüdlichen Aesthetiker und Schrift- 
steller zu verpßichten, zum Danke für seine neuerliche Anregung einer Reform auf einem 
Gebiete, welches derselben gerade bei uns dringend bedürftig ist. 
-l- 
Vorlegeblätter für Dec0rations- und Schriftenmaler, gewerbliche Fach- 
und Fortbildungsschulen. Reichverzierte Initialen im Charakter der 
italienischen Frlihrenaissance; gesammelt, ergänzt und herausgegeben 
von Carl Mell, Professor an der Staatsgewerbeschule zu Salzburg. Fol. 
Diesem completen Alphabete, das hier zum Zwecke genauen Dctailstudiums in 
großem Format bearbeitet wurde, lagen die vortrefflichen Originaltypen von folgenden 
Werken vor: aGabrielis de Zerbis, Anatomiae corporis humani. Venetiis per Bonetutn 
Locatellum 15021. - Ptolomeus Alexandrinus, Astronornicon. Venetiis i496 per Joh. 
Hertzog. - Diomedes de arte grammatica. Venetiis 1500 per Joannetn de Tridino. - 
Joannes Bocatii. Venetiis 1506. - Comelii celsi, Med. Venetiis 1493. Joannes rubeus. - 
Einzelne fehlende Buchstaben wurden in gleichem Style durch Originalcompositionen- 
von Prof. Mell ersetzt, denen das unumschrankte Lob treuesten Eingehena auf den Cha- 
rakter der alten Meisterwerke gespendet werden muss. Das Werk ist zugleich eine 
Erganzung einer früheren Publication des Oesterr. Museums, nämlich der Initialen- 
Constructionen nach A. Dürer, herausgegeben von Cam. Sitte. Die schonen Ornamente 
der quadratischen Grundßachen der Buchstaben sind in Niellomanier durchgebildet und 
erscheinen in der bedeutenden Vergrößerung dieser neuen Bearbeitung im Maßstab: von 
Holzintarsien. Das Werk bietet daher auch zahlreiche Motive für lntarsia, Aetzungen auf 
Eisen, Messing etc. Außer dem zarten Rankenwerk mit Blättern, Kelchen, Knospen und 
Blüthen sind als Motive zu nennen: Fruchtkbrbe, Delphine, Putten, Adler, Tauben. 
Prof. Mell erweist sich in Allem, im Figuralen wie im Ornament. in der Bearbeitung der 
alten Muster wie in den eigenen Compositionen als feinfühliger Künstler und treßlicher 
Zeichner. Die Reproduction seiner Originale ist eine Scltularbeit der Fachabtheilnng für 
Reproductionsverfahren an der k. k. Staatsgewerbeschule zu Salzburg, welche unter der 
bewahrten Leitung von Prof. A. Czurda steht. Die a6 Blatter des Werkes sind auf 
pholo-lithographischem Wege hergestellt. 
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Lesebuch für Werkmeister und gewerbliche Fachschulen von Dr. Franz 
R. v. Haymerle. 
Nachdem gerade an gewerblichen Schulen die allgemein bildenden Disciplinen ge- 
wohnlich hinter dem eigentlichen Fachunterrichte zurückstehen, muss es mit Freude begrüßt 
werden, dass nun auch in dieser Richtung gleichsam der Ton angegeben ist, wie 
hier vorzugehen wäre. Noch mehr im' Sinne eines Musters für eine ganze Kategorie 
von derzeit noch ausstehenden Lehrwerlten, wie als vortrelTliche Einzelleistung über- 
haupt muss diese Arbeit des verdienstvollen Autors mit Freude begrüßt werden. R. von 
Haytnerle, als Ministerialsecretar selbst an der Leitung des gewerblichen Unterrichts- 
wesens in Oesterreich mitbetheiligt, besitzt jenen Ucherblick über die wahren Bedürfnisse
	        
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