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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 231)

Albert und Nathaniel Rothschild, Baron Liebig, Professor Hermann, dazu 
die großen Collectionen von Philipp Haas 8x Söhne, C. Trau, HfCubasch, 
das Orientalische, das Oesterreichische und das junge Reichenberger 
Museum. Einen besonders schätzenswerthen Beitrag hat auch das kaiser- 
liche Haus gestellt, der hohe Protector des Orientalischen Museums und 
dieser Ausstellung, Se. k. und k. Hoheit der durchlaucbtigste Herr Erz- 
herzog Karl Ludwig sowie das Oberstküchenmeisteramt, das seine 
Geschirrkammern öffnete, in denen manches herrliche Stück japanischen, 
in Silber gefassten Porzellans aufbewahrt wird. 
Mit dieser Hilfe, durch welche die schönen Räume völlig und würdig 
ausgefüllt worden, hat nun allerdings die Ausstellung ganz vorzugsweise 
den Charakter einer Amateur-Ausstellung erhalten. Wer sich eine Vor- 
stellung davon machen will, was der Orient, Ostasien zumal, heute 
auf dem Gebiete der Kunsttöpferei leistet, der würde sich allerdings 
getäuscht sehen. Die wenigen modernen Stücke sind ganz vereinzelte 
Ausnahmen und auch nur aus dem Gesichtspunkte des Sammlers 
erwählt. Zwar ist auch ein kleines Gemach mit Imitationen ostasiatischen 
Porzellans oder orientalischer Fayencen gefüllt, aber diese wären besser 
hinweggeblieben; sie stören nur den Eindruck, der- sonst völlig einheitlich 
ist. Das alte Porzellan ist es, welches völlig den Eindruck beherrscht, 
ja ihn allein bildet, als gäbe es nichts Anderes. 
Die Ausstellung, von Kunstfreunden geschaffen, ist aber auch ganz 
vorzugsweise eine Ausstellung für den Kunstfreund. Damit soll allerdings 
nicht gesagt sein, dass sie nicht auch, wohl nicht aus commerciellem, 
aber doch aus künstlerischem Gesichtspunkte, für die Industrie von großem 
Interesse wäre; im Gegentheile, gerade weil sie aus dem Aelteren, als 
dem Besseren, besteht, ist sie nur um so mehr lehrreich. 
Den wahren Genuss wird allerdings nur Derjenige von ihr haben, 
der als Liebhaber in den Arten des ostasiatischen Porzellans zu Hause 
ist oder der sich Mühe gibt, es zu werden, der an diesem vielfach so 
bizarren, von Sonderbarkeiten erfüllten Kunstzweige verständnissvolles 
Gefallen findet. Und das sind nicht allzu Viele, daher denn zu fürchten 
steht, dass die Ausstellung, so schön und interessant sie ist, wCaviar 
für's Volk" bleibe, dass sie nur langsam oder schwer zur Popularität sich 
durcliarbeite. 
Die Sache wird dadurch erschwert, dass die Kenntniss von diesen 
Gegenständen eine absolut neue Wissenschaft ist, die wir uns nur aus 
wenigen, höchst kostbaren Werken von allerjüngstem Datum aneignen 
können. Wir stehen gemeiniglich vor diesen Gefäßen, Schüsseln, Tellern, 
Statuetten, und wissen nichts von ihrer Geschichte, 'nichts von ihren 
Beziehungen, sehr wenig von ihrer Technik. Wir sind ganz auf unser 
ästhetisch gebildetes Auge angewiesen, und dieses wird nur zu oft von 
dem Bizarren, Seltsamen, selbst Carricaturartigen abgestoßen, das zum 
Wesen der ostasiatischen Kunstarbeiten, der chinesischen zumal, zugehört.
	        
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