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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 243)

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in seinen Anfängen kennen lernten, ein wahres Labyrinth von Zellen, 
Gängen und Stiegen geworden, welche entweder kein genügendes Licht 
haben können, oder in denen durch gemalte Scheiben künstliche Däm- 
merung hergestellt worden ist. Und wäre es nicht zweckmäßigermit dem 
Ueberiiuss an künstlerisch ausgestattetem Hausrath diejenige Anstalt zu 
bedenken, welche in derselben Stadt zur Hebung der gewerblichen Thä- 
tigkeit in's Leben gerufen worden ist? Was thun vollends die Majoliken, 
die venezianischen Gläser u. a. m. in einem "Germanischen Museums? 
Auf dem Wege von Nürnberg nach Rothenburg ob der Tauber 
konnte ein Aufenthalt in Ansbach genommen werden, wo nicht nur 
die Gumbertuskirche mit dem Altar von Wolgemut und den Denkmälern 
der Schwanenritter, sondern auch das markgräfliche Schloss einen Besuch 
verdient. Die Rococodecoration der langen Flucht von Zimmern im 
zweiten Stock gehört gewiss zum Schönsten, was man in der Art sehen 
kann. ln Rothenburg selbst, dessen malerische Partien jetzt so häufig 
(leider auch häufig widealisirtx) wiedergegeben werden, regte sich besonders 
der Wunsch, cdass die trelflichen Schnitzarbeiten der Jacobskirche, vor 
Allem der plastische Theil von Fritz Herlen's Hochaltar, vervielfältigt werden 
möchten. Sowohl dieser als auch der Marienaltar sollen wiederholt (der 
Angabe des Kirchners zufolge auch für fremde Länder) copirt worden 
sein, aber abgeformt sind sie nicht. 
In Ulm ist vor wenigen Jahren ein Gewerbemuseum eingerichtet 
worden, etwas zu spät, da von den Möbeln und Holzsculpturen, an 
welchen die Stadt einst so reich gewesen sein muss, jetzt kaum noch 
viel zu retten sein dürfte. Zum Glück sind die in ihrer Art einzigen, 
nicht genug zu bewundernden Chorstühle und der sogenannte Bischofsstuhl 
im Münster, die Meisterwerke des älteren Syrlin, von den Bilderstlirmern 
im Jahre 1531 verschont worden und geben also noch an ihrem ursprüng- 
lichen Platze neben einzelnen Gemälden Schailners Zeugniss von der Be- 
deutung der Ulmer Kunstschule, deren Wirkungsgebiet anderseits durch 
das Vorkommen von Werken Zeitbloms u. A. in beträchtlicher Entfernung 
von der Stadt, z. B. im Dorfe Bingen bei Sigmaringen angedeutet wird. 
Die Bilder und Schnitzwerke in Bingen sind durch Lehneris Publication 
(1866) bekannt. Leider scheint wenig Aussicht auf die Reconstruction 
des Altarwerkes vorhanden zu sein, dessen einzelne Figuren, die über 
verschiedene Orte verstreut worden waren, sich zwar glücklich wieder 
zusammen gefunden haben, aber trotzdem im Pfarrhofe noch immer einer 
endgiltigen Verfügung harren. 
Ein interessantes Stück besitzt das Ulmer Museum an dem reich 
gravirten Pocal der dortigen Goldschlägerzunft in Form eines romanischen 
Messkelches; er wird dort als eine Ulmer Arbeit bezeichnet, trägt aber 
das Augsburger Beschauzeichen. Damit fällt wohl auch die Deutung der 
Marke G S als Gottlieb Silberhorn weg. Ein Mathias Silberhorn, geb. zu 
Ulm 1798, ist in seiner Vaterstadt von 1826 bis i867 als Silberschmied
	        
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