mehr und mehr einen localen Charakter, so dass gegenwärtig fremde
Erzeugnisse, Abgüsse von Werken vor- und nachmittelalterlicher Zeit
u. a. m., gänzlich in den Hintergrund gedrängt sind. Sehr zum Vortheil
der Sache. Nach dem ursprünglichen Project würde Basel ein Kunst-
museum erhalten, wie es überall existiren könnte und exisirt, mit den
über die ganze Welt verbreiteten Gypsabgüssen u. s. w. - jetzt besitzt
es eine völlig eigenartige cultur- und kunstgeschichtliche Sammlung,
reich an den seltensten und interessantesten Dingen. Natürlich ist nicht
alles Eigenthuxn. Das Münster, die Universität, die Zünfte haben Gefässe
und Geräthe, Pocale, Kronen, Bücher u. a. m. leihweis hingegeben, ferner
das Zeughaus so viel an Waffen und Rüstungsstücken, als zu einer Ueber-
sicht über deren Entwicklung nothwendig ist. Da sieht man recht, wie
viel auch in kleineren Verhältnissen erreicht werden kann, wenn an die
Stelle unfruchtbarer Concurrenz das Zusammenwirken tritt! Eine Haupt-
sorge müsste jetzt wohl das Gewinnen eines anderen Locales sein; denn
abgesehen von der Enge der Räume werden dieselben, die einstige
Nicolauscapelle, der Saal, in welchem im fünfzehnten Jahrhundert das
Concil getagt hat, und die übrigen gothischen Säle und Zimmer niemals
das wünschenswerthe Licht gewähren können. Der beneidenswerthe
Besitz dieses Museums an Gegenständen, welche ein Bild des baseler
Wohnhauses früherer Zeit, namentlich derjenigen des Ueberganges aus
dem Mittelalter in die Renaissance- und Reformationsperiode gewähren:
das gothische und das Iselin'sche Zimmer, Seltenheiten wie der gothische
Schreibtisch und die Bettstatt von 1510, die schönen Truhen und Kästchen,
die Gefäße und Geräthe für Stube und Küche, die Stickereien und die
hundert anderen Dinge, welche unter den Begriff Hausrath fallen -- alles
dies kommt nicht zur rechten Geltung, weil es zu gedrängt steht und
meistens mangelhaft beleuchtet ist. Dies ist zu beklagen vom Standpunkt
des nur Schaulustigen aus, viel mehr im Interesse des Studiums, wozu
die Sammlung so mannigfache Gelegenheit bietet. Allein schon die Mo-
delle und Details für Goldschmiedearbeit, denen angen1essenerweiseGyps-
abgüsse beigefügt sind, bilden einen wahren Schatz. Für die innere
Geschichte der Handwerke sind die von den Zünften hergeliehenen Sachen
werthvoll, die Kronen, Pocale etc. Unter den letzteren befinden sich
allein sechs Stücke der Bäckerzunft, jedesmal ein silberner Hirsch mit
Zwingen auf dem Kopf, in die jetzt leider ganz moderne kantige Gläser
eingeklemmt sind; ferner Glaspocale der Gärtnerzunft in der merkwürdigen
Form einer dreizackigen Gabel. Nachahmenswerth erschien mir ein
Ledereinband, der an den Rändern mit gravirten und roth eingeriebenen
Elfenbeinstäben belegt ist.
Einen starken Gegensatz gegen das jetzt besprochene bildet das
Musäe Fo! in Genf. Durch Schenkungen patriotischer Genfer, in erster
Reihe des Mannes, dessen Namen die Anstalt führt, entstanden, hat es
einen universellen Charakter. Der Reichthum an Antiken, Sculpturen und