Concurrenz eingesendet wurden, befanden sich auch sechs (gleiche) Teller
und ein Wandteller, entworfen und ausgeführt von der Kunstgewerbe-
schülerin Fräulein Maurice Frickseder, welche Arbeiten mit dem vierten
Preise ausgezeichnet wurden. In einer der nächsten Nummern des wFamilien-
blattesu soll ein Artikel Prof. Julius Lessings mit der Abbildung des prä-
miirten Tellers erscheinen.
(Vorlesungen im Museum.) Am 3c. October v. J. begann der Cyklus von Vor-
lesungen im Oesterr. Museum mit einem Vortrage von Hofrath v. Falke über -Rudolf
v. Eitelberger und das Oeslerr. Museums. Wir theilen diesen Vortrag an anderer Stelle
vollinhaltlich mit.
Am S, November sprach J. v. Falke über den französischen Geschmack. Der Vor-
tragende warf in der Einleitung die Fragen auf, woher im 17. Jahrhunderte wie auf
einmal die Herrschaft des französischen Geschmackes entstanden, was das Wesen des
französischen Geschmackes sei und wie es gekommen sei, dass diese Herrschaft bis auf
den heutigen Tag gedauert habe. Zur Beantwortung dieser Fragen ging er den geschicht-
lichen Weg und folgte dem französischen Geschrnacke in seinen charakteristischen Eigen-
schaften und Wandlungen von seiner Entstehung in der ersten Hälfte und um die Mitte
des 17. Jahrhs. bis zur Gegenwart. Er fand die Ursachen der Entstehung einerseits in
der ungünstigen Lage der anderen Lander, andererseits in dem Aufschwung: der fran-
zösischen Nation und der französischen Cultur zu jener Zeit. Der neuen französischen
Literatur, Wissenschaft, Bildung, feinen Sitte u. s. w. hatten die anderen Nationen nichts
an die Seite zu stellen und sie nahmen auf sich, was von Frankreich kam. Durch
Ludwig XIV. und Colbert wurde der Aufschwung auf die Industrie gerichtet, und so
entstand in Frankreich die Kunstindustrie, welche alsbald für den Weltmarkt arbeitete.
Es folgte nun im Vortrage eine Schilderung der Eigenschaften der französischen Kunst-
industrie und des französischen Geschmackes unter Ludwig XlV., dann des Ueberganges
oder vielmehr des Durchganges durch die Epoche des Regenten von Orleans zu dem
Geschmacke des 18. Jahrhs., der von Ludwig XV. den Namen führt. Dabei wurde das
Rococo eingehend gewürdigt und der Schafereien in der Kunst, des Muschelwerkes und
anderer Eigenthümlichkeiten gedacht. Durch den Einfluss der Madame de Pompadour,
welche ihren Geschmack den Rococoformen abwendete und die neue griechisch-italische
Verzierung der aufgedeckten unteritalischen Stadte lieben lernte, bildete sich der Ueber-
gang von dem Geschmacke der ersten Hälfte Ludwig XV. zu dem der zweiten Hälfte,
welchem dann der bescheidene, aber anrnuthige Styl Ludwig XVl. folgte, um seinerseits
nach alleiniger Herrschaft der antiken Motive dem Empire Platz zu machen. Der Vor-
tragende bezeichnete diesen Geschmack als die letzte echt französische Stylart, der im
tg. Jahrhunderte keine neue mehr gefolgt sei. Die französische Kunstindustrie entnahm
ihre Motive in unserem Jahrhunderte nur der eigenen Vergangenheit oder der Fremde.
und als im zweiten Empire ein neuer Aufschwung eintrat, entstand doch kein neuer
Styl, sondern alle früheren Stylarten wurden neben einander geübt. So verschieden nun
auch diese Stylarten sich in ihrem geschichtlichen Gange gezeigt hatten, so waren sie
doch stets in ihren Grundeigenschaften speciüsch französisch geblieben, was vorn Vor-
tragenden nachgewiesen wurde.
- Am 12. November sprach Regierungsrath Bucher nUeber japanische Künste-i.
Die Goldinsel Zipangu, von welcher Marco Polo erzählte und die Columbus suchte. als
er Amerika entdeckte, die endlich ein halbes Jahrhundert später von portugiesischen
Seefahrern wirklich gefunden wurde, war, nachdem die Thatigkeit der Jesuitenmissionitre
und der portugiesischen Sclavenhandler die Austreibung aller Christen zur Folge gehabt
hatte, für Europa wieder ein fast unbekanntes Land geworden, bis um die Mitte dieses
Jahrhunderts mehrere Mächte Handelsvertrage erzwangen. Und doch hatte die japanische
Kunstindustrie wiederholt bestimmenden Einfluss auf die europäische genommen. In
weit umfassenderer Weise wiederholt sich diese Erscheinung, seitdem die Japaner, zum
erstenmale 1873, europäische Ausstellungen beschicken. Die Welt interessirt sich heut-
zutage mehr als ehemals für das Technologische in der Kunst und würdigt daher eben
so sehr die eminenten Leistungen der Japaner auf diesem Gebiete, wie die Eigenthüm-
lichkeiten ihrer Ornamentik. Der wiaponisme: beherrscht die Mode. Aber die europäische
Industrie versieht es vielfach darin, dass sie nachahmt, was sich nicht nachahmen lasst
oder was für uns nicht nachahmenswerth ist. Concurriren kann sie in den Specialitäten
der japanischen Kunstindustrie nicht, weil bei uns die Arbeit zu theuer ist und unseren
Arbeitern die uralte Tradition mangelt; und gewisse Formen und Decorationsweisen,
welche unserem natürlichen Schönheitsgefühle entgegen sind, uns anzueignen, hat keinen
Sinn. Aber in diesen Dingen liegt auch nicht das Wesentliche, sondern in der liebevollen
Auffassung der Motive. welche Thier- und Pflanzenwelt bieten, in der verstandnissvollen
Wiedergabe des Charakteristischen in diesen Erscheinungen, in der Behandlung des