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bespricht eingehend die neuestens so vielfach ventilirte Frage der Einführung des Hand-
fertigkeitsunterrichtes in die Volksschule, orientirt über die einschlägigen Versuche in
Oesterreich und in anderen Ländern und warnt schließlich vor der Ueberbürdung der
Schule mit Aufgaben, welche sie nutzbringend niemals lösen kann ohne Verrückung
ihrer eigentlichen Ziele.
Es ist ein reiches wissenschaftliches Materiale, das der Autor in dieser Sammlung
von Aufsätzen, einem Auszüge zwanzigjahriger literarischer Wirksamkeit auf dern
betreffenden Gebiete, erstellt hat; keine der Abhandlungen erscheint indess in ursprüng-
licher Gestalt, sie sind sammtlich durchgearbeitet worden und die neuesten Resultate
gründlicher wissenschaftlicher Forschung darin aufgenommen. Und so wird auch der-
jenige, dem das in der Sammlung Gebotene im Einzelnen nicht fremd geblieben ist, das
hübsch ausgestattete, dem Erzherzog Rainer gewidmete Buch nur mit regem Interesse
zur Hand nehmen und dem Verfasser gerne wiederholt auf seinen Wanderungen durch
Vergangenheit und Gegenwart des Handwerks folgen. R-r.
4!
Le style Louis XIV. Charles Le Brun decorateur. Ses oeuvres, son in-
Huence. ses colloborateurs et son temps, par A. Genevay. (Biblio-
theque internationale de Part.) Paris, J. Rouam, 1886. 4". 258 S.
Die fesselnde Darstellung einer Kunstrichtung, die von Frankreich ihren Ausgang
genommen und in ganz Europa ihre glänzenden Spuren hinterlassen hat, gruppirt der
Autor zwanglos um den Namen des Königs und seines ersten Hofmalers. Nachdem in
den ersten Capiteln die Zustande am französischen Hofe mit Berücksichtigung der Ver-
haltnisse auf dem Gebiete der Kunst kurz geschildert worden, berichtet Genevay über
die Jugend Le Brun's und führt dann den Nachweis, dass namentlich die Gründung der
Akademie für Malerei und Sculptur ein wichtiges Moment bildet im Leben dieses
Künstlers. Denn indem der Konig den jungen Maler an die Spitze dieses Institutes setzte,
gewann derselbe unter den zeitgenössischen Künstlern rasch eine dominirende Stellung.
Zunächst bethltigte Le Brun sein eminentes malerisches und decoratives Talent bei der
Ausschmückung verschiedener Schlösser und Paläste des französischen Adels und lenkten
namentlich seine Cartons für Gobelinwebereien die Aufmerksamkeit Ludwig's XIV. auf
ihn. Nichtsdestoweniger vergeht die nächste Zeit noch mit Privatarbeiten - Plafnnd-
Decoration in der Capelle des Seminares in Paris und Altargemalde daselbst, das
Ptingstfest darstellend - bis der Brand im Louvre (1661) die Veranlassung wird, Le
Brun am Hofe selbst zu beschäftigen. Hier wird ihm nun nach mehrfachen, für den
Künstler höchst charakteristischen Kampfen, der Auftrag zu theil, die Decoration der
Galerie d'Apollon durchzuführen. Alle anderen Künstler, welche zu dieser Arbeit noch
herangezogen werden, müssen sich seinen Anordnungen fügen. Ein Jahr später wird Le
Brun geadelt, erhält einen ansehnlichen Jahresgehalt, den Titel erster Maler des Königs
und übernimmt auch in Versailles die Leitung der künstlerischen Arbeiten. Wenige
Jahre spater sehen wir ihn an der Ausschmückung von Sceaux, dem Schloss: Colbert's,
beschäftigt. Inzwischen hatte aber l.e Brun (seit 1663) auch die Direction der königl.
Gobelinfabrik in seine Hände genommen. Le Brun's Thätigkeit dnselbst wird in Cap. IX
ausführlich geschildert. ln den beiden folgenden Capiteln beschreibt der Verfasser die
Arbeiten des Künstlers in Marly und seinen Antheil bei verschiedenen Fest-Decorationen.
Mit dem Cap. Xll beginnt die Schilderung der Mitarbeiter von Le Brun. Dieser Theil
nimmt fast die Hälfte des Buches in Anspruch. ln quellenmaßiger Behandlung finden
wir hier die lange Reihe von Vertretern der verschiedensten Kunstzweige behandelt,
und sind es besonders Le Nötre, Louis und Henri Testelin, Fr. Girardon und Berain,
welchen der Verfasser eingehendere Schilderungen widmet. Es sind hier jedoch sowohl
jene Künstler nicht naher berücksichtigt, welche Le Brun in der Gobelinfabrik beschaf-
tigte - Lacordaire zahlt deren allein 49 - als auch die große Zahl derer, welche, wie
wir heute sagen würden, in kunstindustrieller Richtung nach Le Brun's Entwürfen und
Andeutungen arbeiteten. lst es ja auch kaum möglich, heute aus dieser Unzahl wohlgea
schulter Künstler und ihren betvunderungswürdigen Leistungen mehr als einige Namen
und einige Arbeiten sicher zu stellen. Um so mehr ist es dem Autor gelungen, jenen
grossartigen Eindruck im Leser zu hinterlassen, den in noch weit höherem Malfe die
Kunstwerke selbst hervorrufen. Mehr als hundert vortreffliche lllustrntionen begleiten die
ungemein anziehenden Schilderungen. w. 12.5.
Die Funde von Alt-Büron. Mit drei Tafeln Abbildungen. (Anzeiger für
schweizerische Alterthumskunde, 1885. S. 201 E.)
Beim Bau einer Straße von Alt-Büron nach Roggliswyl stieß man 1881 auf Reste
der 1309 zerstörten Burg des als Theilnchmer an der Ermordung Kaiser Albrechts