186
Er widmete sich fast ausschließlich dieser Aufgabe, und er musste es, da seine Be-
mühungen, für einzelne Theile des weiten, vielverzweigten Arbeltsfeldes Mitarbeiter zu
gewinnen, meistens erfolglos blieben; nur die zwei Abschnitte über Buchausstattung und
über Nachdruck wurden von B. Bucher in Wien und Prof. Lewis in Greifswald über-
nommen und geliefert. Wiederholte Reisen und längere Aufenthalte in wichtigen Städten
hatten Kapp allgemach in Stand gesetzt, im Jahre 1884 an die Schlussredaction des
ersten Bandes zu gehen, doch am 27. October desselben Jahres wurde er mitten aus der
Arbeit durch einen plötzlichen Tod weggeraßt. -Durch das Eintreten von Kirchhoff,
F. H. Meyer und Prof. Zarncke ist es möglich geworden, die noch vorhandenen Lücken
auszufüllen und den stattlichen ersten Band gleichzeitig mit der Grundsteinlegung für
das neue Borsengebäude des Deutschen Buchhandels in Leipzig erscheinen zu lassen; ob
das Werk einen Abschluss finden werde, steht dahin.
Die ersten Capitel behandeln die Entstehung und Ausbreitung des Buchdruckes,
das Aeußere des Buches, die Abzweigung des Buchverlages vom Buchdrucke, Einfluss
des Humanismus und der Reformation auf den Buchhandel, Honorar, Nachdruck, Messe
und Messkatalog, Censur und Pressverfolgungen. Auf drei Tafeln ist eine sehr interes-
sante Uebersicht des Antheiles der verschiedenen Wissenschaften an der Bücherpro-
ductinn und der Anwendung der deutschen, der lateinischen und anderer fremder Sprachen
in graphischer Darstellung mit erlauterndem Texte von Prof. Zarncke gegebem- Welche
Fülle von Material auch für die Geschichte der gewerblichen Künste hier beigebracht
ist, bedarf kaum eines Hinweises. B.
n-
Die Attfätige der Eisencultur. Von Moritz Alsberg. (Sammlung gemein-
verständlicher wissenschaftlicher Vorträge von Virchow und Holtzen-
dorff, Heft 476[77.) Berlin, 1886. 8".
Die vorliegende Schrift kann allen Jenen empfohlen werden, welche die Mühe
scheuen, sich durch Ludwig Beck's ausgezeichnete Geschichte des Eisens hindurchzu-
arbeiten. Alsbcrg unternimmt es auf Grund der treiTlichen Vorarbeiten, welche Beck,
Snphus Müller, Johannes Ranke, Rauber u. A. geliefert haben, den Nachweis zu führen,
dass die hauptsächlich von skandinavischen Forschern noch immer vertretene Hypothese
von der Anciennetat der Bronze gegenüber dem Eisen auf lrrthum beruht. Vor Allem
sind es rnetallurgische Gründe, welche die Annahme einer dem Eisen vorangegangenen
Bronzezeit in hohem Grade zweifelhaft erscheinen lassen. Die Frage, ob Bronze oder
Eisen zuerst zur Herstellung von Waffen und Gerathen in Anwendung kam, lauft darauf
hinaus, ob Kupfer und Zink (aus deren Legierung die Bronze ja hervorgegangen ist)
oder Eisen früher bekannt war. Bietet schon die weitaus geringere Verbreitung der
Kupfererze eine Instanz für Eisen, so ist der Thatsache, dass die Abscheidung des
Kupfers aus seinen Erzen eine Temperatur von uoo' C. erheiscbt, während dies für
das Eisen schon bei 7oo" C. möglich ist, eine Beweiskraft von ausschlaggebender
Bedeutung beizumessen. Dies bestätigt auch die Erfahrung in zahlreichen Beispielen (so
die Eisengewinnung, wie sie bei den Negern heute noch beobachtet werden kann) und
viele Nachrichten, welche uns über die autochthonen Vßlkerschaftcn Amerikas (iber-
mittelt sind. Was Egypten betrifft, so führt der Verfasser aus, dass daselbst bereits zur
Zeit der vierten Dynastie (um 3000 v. Chr.) die Eisencultur in Blüthe stand, wahrend
die Bronze erst unter der zwölften oder gar der achtzehnten eingeführt worden zu sein
scheint. Von den Völkern Westasiens, den lsraeliten, den Phoniziem und Hethitern
steht es fest, dass ihnen das Eisen vor der Bronze bekannt war, und die Annahme einer
der Eisencultur Indiens vorangegangenen Kupfer- oder gar Bronzeperiode ist in höchstem
Grade unwahrscheinlich. Die Sagen der turanischen wie der ural-altaischen Völker-
familie erwähnen wiederholt Gold und Eisen, während Kupfer nicht genannt wird. Eine
genauere Prüfung der Homerischen Gesänge lässt keinen Zweifel darüber bestehen, dass
zur Zeit ihres Entstehens das Eisen in Griechenland das verbreitetste Metall war und
von jedem Landmanne für sein Ackergerath benützt wurde; ebenso liefern die etrus-
kischen und voretruskischen Funde einen Beweis für das hohe Alter der Eisencultur auf
dem Boden Italiens. Bezüglich der germanischen Volker gilt Aehnliches; Hostmann
hat mit Recht darauf hingewiesen, dass die obengenannte Behauptung der skandinavischen
Gelehrten schon deshalb hinfällig sei, weil gerade viele nordische Bronzen eine Bear-
beitung ihrer Oberfläche mit Stahlinstrumenten erkennen lassen. Das chronologische
Verhaltniss der Bronze zum Eisen bezeichnet der Verfasser schließlich mit den Worten
Raubefs: nlnnerhalb einer großen Eisenzeit entwickelte sich an manchen Orten eine
Bronzecultur, entsprechend der dem neuen Stoffe zukommenden, hier und da, ihn selbst
überschreitenden Verwenclbarkeitu E. L.