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Quadrat ist durch einen vegetabilisch gedachten Rahmen in ein mitt-
leres Oval und vier Kreise in den Ecken zerlegt. Das beste Stück, von dem
leider nur die obere Hälfte erhalten ist, zeigt in der Mitte einen Reiter,
der mit erhobenem Arme über dem zurückgewandten Kopf die Doppel-
axt schwingt; um seine Schulter flattert ein kurzer rother Mantel. Das im
Ansprengen vortrefflich bewegte Pferd trägt rothe Zügel und gelbe Brust-
riemen mit Troddeln. Der helle Hintergrund ist durch einiges vorn
Rahmen ausgehendes Blattwerk maßvoll ausgefüllt. Mit vollendetem
Kunstsinne erscheinen die zwei Figuren in die beiden Kreise in den
Ecken hineincomponirt. Die Rundform gestattete nämlich keine gestreckten
Einzelgestalten: der Krieger im linken Kreise, der dem Beschauer die
Vorderseite zukehrt, ist in die Knie gesunken und hält gegen rechts den
Schild vor sich. Der Gegner im rechten Kreise, in halber Rückenansicht,
ist eben im Aufstehen begriffen, während er den Speer wagrecht nach
links stößt. Auch diese beiden Figuren sind unbekleidet bis auf farbige
Achselmäntel, einer gelb, der andere grün in zwei Tönen. Auch Schild
und Speer sind farbig verziert; sonst alles in Purpur mit Modellirung in
Weiß. Der zwischen den beiden oberen Kreisen frei gebliebene Raum
erscheint durch ein wüthend daherstürmendes Thier in prächtiger Weise
ausgefüllt. Das Ganze ist ein unübertroffenes Meisterstück liguraler
Gobelinweberei.
Den Spuren einer ähnlichen Raumdisposition mit verwandten Dar-
stellungen als Füllung begegneten wir schon an einigen Stücken der
älteren Funde, und der Umstand, dass man sich bei dieser Darstellung
nackter Figuren auf dem wohlbekannten Boden einer älteren Tradition
bewegte, mag es erklären, dass die Kluft, die sie von den erwähnten
byzantinischen Gewandi-iguren trennt , eine so ungeheuere ist. Auf
einem anderen Stücke finden wir den das Mitteloval umgebenden Fond
mit einem gitterförrnigen (dem sogenannten Fundata-) Ornament aus-
gefüllt, das nachweislich die Togen spätrömischer Staatswürdenträger
(z. B. auf dem Züricher Diptychon) schmückte. Dagegen erinnert un-
mittelbar an frühmittelalterliche Mosaikwerke ein Tableau, dessen Mitte
ein Fruchtkörbchen mit Trauben und Weinblättern einnimmt, rings um-
geben von romanisch stylisirten Blättersträußen in prächtigen, bunten
Farben, weiß umrändert, mit Blüthenkelchen und Vögeln, auf Purpurgrund.
Es kann nach dem Gesagten nicht mehr zweifelhaft sein, dass die
neuen Funde gegenüber der älteren Graf'schen Collection eine vorge-
schrittenere Zeit repräsentiren. Wenn Karabacek an einigen der von ihm
beschriebenen Stücke nachweisen konnte, dass sie noch in römischer
Kaiserzeit ihre Entstehung gefunden haben müssen, so dürfen wir die
neue Collection wohl um ein bis zwei Jahrhunderte weiterrücken, also
etwa in das 6.-7. Jahrhundert, da in Aegypten, wie überall im christ-
lichen Osten, der byzantinische Styl der herrschende war. Einer ein-
gehenderen Untersuchung muss es vorbehalten bleiben, die Anhaltspunkte