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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 11)

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hießen; dass durch seine Kunst manch' Künstler ward gemacht. Dass 
er, wie die meisten Künstler der Renaissance, auch in hohem Grade viel- 
seitig war, das bezeugt wohl schon die Anführung, dass es ihm 
w-mit . molen . stechen . illuminiren, 
mit . reißen . eczen . und . viesirena 
Keiner gleich gethan habe. 
Seine kleineren und größeren Vorlagen für Mauresken zeigen außer 
fortlaufenden bandartigen Verzierungen, Füllungen u. dgl. auch Orna- 
mente zu specieller Verwendung geeignet, für Degengriffe, Beschläge etc, 
bei welchen das Schlingenornament, in freiester, schmiegsamster Weise 
benützt, zu geradezu malerischer Wirkung sich gestaltet. Dabei fasst er 
stets den praktischen Zweck des Entwurfes in's Auge und ergänzt mit- 
unter die Zeichnung durch kurze erklärende Beisätze, wie etwa: "Schüssel- 
oder becken-bord auch zu leisten nach der lenge soll (ob man will) verfent 
(verwendet) werden" - oder: wAusgetailt spiczen zu groß und klein 
Wßfkllu. 
Neudörfer sagt von ihm: nDess Gamalierens (Emaillirens) ist er 
also frei und künstlich, dass ich nicht weiß, ob darin seinesgleichen ge- 
funden wird.-1 
Der Kunst des Emaillirens überhaupt erwuchs durch die Maureske 
kein geringer Nutzen und es mag wohl kaum einem Zweifel unterliegen, 
dass hier die beste Förderung von Solis ausgegangen ist. Ob und wie 
weit er etwa im Vereine mit seinen Kunst- und Zeitgenossen den aus 
Wien gebürtigen Brüdern Wenzel und Albrecht Jamnitzer in dieser Rich- 
tung thätig war, kann freilich nur Gegenstand gegründeter Vermuthung 
sein. Das noch jetzt erhaltene größte Werk des älteren der beiden Brüder, 
Wenzel, wohl eines der bedeutendsten Werke deutscher Goldschmiede- 
kunst überhaupt, der weltberühmte sogenannte Merkl'sche Tafelaufsatz, 
früher im Germanischen Museum zu Nürnberg aufbewahrt, jetzt im Be- 
sitze des Freiherrn Carl von Rothschild zu Frankfurt am Main, zeigt zu 
oberst eine jener vielgenannten, von den Brüdern verfertigten vSchmeckem, 
d. i. Bouquets aus den zierlichsten Blättern und Blüthen von Silber, 
welche, wie unser Neudörfer sagt, veiniAnbl-asen schon wehig machtec; 
und dieses Bouquet wird von einer kleinen, überaus edel profilirten Vase 
gehalten, deren Bauch von einem reichen mauresken Ornament wie von 
einem Gespinnst überzogen ist. Der Grund zwischen den goldenen Orna- 
menten ist auf's Vollendetste farbig emaillirt. 
Ein Zeitgenosse des Virgil Solis und der beiden Jamnitzer war Peter 
Flötner, um die Maureske hochverdient und von außergewöhnlicher 
Productivität in der Herstellung von mauresken Vorbildern. Wir wissen 
jedoch nicht, dass bei seinen Lebzeiten von allen seinen kunstvollen 
Schöpfungen dieses Gebietes etwas veröffentlicht worden wäre. Neudörfer 
erwähnt, dass Flötner rin Perspectiv und Maßwerkc so wohl erfahren 
gewesen sei, dass ihm Veit Stoß, so er gelebt hätte, ihm würde den
	        
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