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hießen; dass durch seine Kunst manch' Künstler ward gemacht. Dass
er, wie die meisten Künstler der Renaissance, auch in hohem Grade viel-
seitig war, das bezeugt wohl schon die Anführung, dass es ihm
w-mit . molen . stechen . illuminiren,
mit . reißen . eczen . und . viesirena
Keiner gleich gethan habe.
Seine kleineren und größeren Vorlagen für Mauresken zeigen außer
fortlaufenden bandartigen Verzierungen, Füllungen u. dgl. auch Orna-
mente zu specieller Verwendung geeignet, für Degengriffe, Beschläge etc,
bei welchen das Schlingenornament, in freiester, schmiegsamster Weise
benützt, zu geradezu malerischer Wirkung sich gestaltet. Dabei fasst er
stets den praktischen Zweck des Entwurfes in's Auge und ergänzt mit-
unter die Zeichnung durch kurze erklärende Beisätze, wie etwa: "Schüssel-
oder becken-bord auch zu leisten nach der lenge soll (ob man will) verfent
(verwendet) werden" - oder: wAusgetailt spiczen zu groß und klein
Wßfkllu.
Neudörfer sagt von ihm: nDess Gamalierens (Emaillirens) ist er
also frei und künstlich, dass ich nicht weiß, ob darin seinesgleichen ge-
funden wird.-1
Der Kunst des Emaillirens überhaupt erwuchs durch die Maureske
kein geringer Nutzen und es mag wohl kaum einem Zweifel unterliegen,
dass hier die beste Förderung von Solis ausgegangen ist. Ob und wie
weit er etwa im Vereine mit seinen Kunst- und Zeitgenossen den aus
Wien gebürtigen Brüdern Wenzel und Albrecht Jamnitzer in dieser Rich-
tung thätig war, kann freilich nur Gegenstand gegründeter Vermuthung
sein. Das noch jetzt erhaltene größte Werk des älteren der beiden Brüder,
Wenzel, wohl eines der bedeutendsten Werke deutscher Goldschmiede-
kunst überhaupt, der weltberühmte sogenannte Merkl'sche Tafelaufsatz,
früher im Germanischen Museum zu Nürnberg aufbewahrt, jetzt im Be-
sitze des Freiherrn Carl von Rothschild zu Frankfurt am Main, zeigt zu
oberst eine jener vielgenannten, von den Brüdern verfertigten vSchmeckem,
d. i. Bouquets aus den zierlichsten Blättern und Blüthen von Silber,
welche, wie unser Neudörfer sagt, veiniAnbl-asen schon wehig machtec;
und dieses Bouquet wird von einer kleinen, überaus edel profilirten Vase
gehalten, deren Bauch von einem reichen mauresken Ornament wie von
einem Gespinnst überzogen ist. Der Grund zwischen den goldenen Orna-
menten ist auf's Vollendetste farbig emaillirt.
Ein Zeitgenosse des Virgil Solis und der beiden Jamnitzer war Peter
Flötner, um die Maureske hochverdient und von außergewöhnlicher
Productivität in der Herstellung von mauresken Vorbildern. Wir wissen
jedoch nicht, dass bei seinen Lebzeiten von allen seinen kunstvollen
Schöpfungen dieses Gebietes etwas veröffentlicht worden wäre. Neudörfer
erwähnt, dass Flötner rin Perspectiv und Maßwerkc so wohl erfahren
gewesen sei, dass ihm Veit Stoß, so er gelebt hätte, ihm würde den