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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 12)

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(Besuch des lnaenma.) Die Sammlungen des Museums wurden im; Monate 
November von 8002, die Bibliothek von 27x: und die Vorlesungen von 955 Per- 
sonen besucht. 
(Neu ausgestellt.) Spielcassettte, Schildkrot mit Silbereinlagen, t8. Jahrh.; 
- Medaillon von Silber, gravirt und schwarz emaillirt, modern (Saal l); - Thonarbeiten 
aus Cochinchina und Pondischery, Geschenk des n. 6. Gewerbevereines (Saal ll); - 
eine Collection grüner Glaser der Fabrik Ehrenfeld bei Köln; - Glaspokal mit gal- 
vanoplastischer Montirung von Hecken in Petersdorf (Saal lll); - Kästchen von Holz 
mit Perlmuttereinlagen, Cochinchina, Geschenk des n. b. Gewerbevereines. 
(Vorlesungen) Am 4. November hielt Reg-Rath B. Bucher einen Vortrag über 
die englische Colonialausstellung in London. 
Die diesjährige große Ausstellung in London ist als die gelungenste von allen 
dort im Laufe der letzten Jahre veranstalteten bezeichnet worden, und sie verdient dies, 
indem sie das von England seit x86: befolgte und mehr oder weniger überall zur 
Geltung gekommene Princip: durch Entfaltung hochst mannigfaltiger, namentlich fremd- 
artiger Reizmittel das große Publicum für eine Ausstellung zu interessiren, welche 
eigentlich eine streng geschäftliche und nationale Tendenz hat, vollkommener und erfolg- 
reicher als je zuvor durchführte. Die Tendenz war diesmal, den Colonialbesitz Englands 
und die Productionskraft der über den ganzen Erdboden ausgedehnten britischen Colonien 
zur Anschauung zu bringen, dadurch das neuerdings etwas erschütterte Machtgefühl der 
Nation wieder zu befestigen und den Unternehmungsgeist zu ermuthigen. Der Schwer- 
punkt lag daher in den exotischen Naturerzeugnissen, die zugleich mit Geschick decorativ 
verwendet waren und durch Malereien, ethnographische Schaustellungen und die von 
Jahr zu Jahr reichere und buntete Gestaltung der gesammten Ausstellungslocalitaten 
Gebäude und Garten, unterstützt wurden. Für das Kunstgewerbe war fast ausschließlich 
die indische Abtheilung von Bedeutung, welche, dank der energischen Forderung seitens 
des indischen Gouvernements und einheimischer Fürsten und ergänzt durch die Beiträge 
von Privatausstellern, ein vollständiges Bild der gegenwärtigen Leistungsfähigkeit des 
Landes gewahrte. lm Vordergrunde stand hier die gesammte Metallindustrie mit den dazu- 
gehörigen decorativen Künsten, namentlich der Emaillage und der Lackarbeit, welche 
am meisten den nationalen Charakter bewahrt haben und sich zum Theile von neuen 
Seiten zeigten, während die Textilkunst als Fabrilts- und Strafhausarbeit gegen das vorn 
Hausgewerbe Geschaffen: vielfach zurßcksteht, und die Gefaßbildnerei in Thon, welche 
fast nur für die in lndien lebenden Europäer und für den Export beschäftigt ist, natur- 
gemäß von europaischem Geschmaclte beeinflusst wird. Sehr instructiv waren die 
sogenannten screens, Wande zwischen dem freien Mittelgange der indischen Abtheilung 
und den Ausstellungsplätzen, da an denselben die mannigfaltigen hinduischen und 
muhammedanischen Stylformen und Arten der Technik in Stein, Holz, Thon etc. zur 
Anwendung gebracht sind. Das Arran ement war durchaus praktisch: an die Galerie mit 
den von der Regierung herbeigescha ten nach den Provinzen geordneten Erzeugnissen 
des Kunstgewerbes schlossen sich ungezwungen die Stände der Privataussteller und 
anderseits die Naturproducte an. Die Preise der verkäuflichen Objecte waren meistens 
sehr hoch, dessenungeachtet hatten Londoner Händler unmittelbar nach der Eröffnung 
das Meiste mit Beschlag belegt. 
An den gewerblichen Arbeiten aus den australischen, polynesischen etc. Colnnien 
fiel auf, dass die Engländer wohl beilissen sind, ihren Geschmack und Ungeschmack 
dorthin zu verpflanzen, hingegen nichts thun, um die natürlichen Anlagen der Ein- 
gebornen und die Ansatze zu originellem Kunstschaifen zu pflegen. Ein besonders uner- 
freuliches Bild boten die von Damen geleiteten Zeichen- und Stickschulen. 
Am. lt. November hielt Director Dr. A. llg einen Vortrag aber den Maler Daniel 
Grau; wir werden denselben in den nächsten Nummern dieser Zeitschrift vollinhaltlich 
mittheilen. 
Literatur - Bericht. 
Plafond- und Wanddecorationen des XVl. bis XIX. Jahrhunderts. Heraus- 
gegeben von Ed. HölzePs Kunstanstalt und Bildhauer Reinhold 
Völkel. Mit erklärendem Texte von A. Ilg. Wien, Ed. Hölzel. Fol. 
Lief. 1 6. 
Mit der sechsten Lieferung ist ,das genannte Werk zum vorläufigen Abschluss: 
gebracht worden. Wir sa en zum vorläufigen Abschiusse, weil wir hoKen, dass sich 
die Herausgeber entschlie en werden, in kurzer Frist eine zweite Serie ihrer Publicatiun
	        
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