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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 1)

Was er im Rennweg-Palais schuf, war die erste bedeutende Arbeit, 
welche er in Wien vollbracht hat, aber dieser seiner ersten Arbeit ging 
der italienische Aufenthalt voran. 
Die Malereien im Schwarzenberg'schen Palais fallen in die Zwan- 
ziger Jahre, bis zum, Jahre 1720 aber hat sich der Künstler in Italien 
aufgehalten, mag nun Fürst Adam Schwarzenberg ihn auf seine Kosten 
nach dem Süden geschickt haben, oder ist dies auf andere Weise ge- 
kommen. Wir f-inden ihn beiläufig von r7t5 bis 1720 im Süden, wir 
wissen auch, welche Meister es gewesen sind, die ihn hier beeinflussten. 
Da haben wir einmal in Venedig Sebastiano Ricci, durch sein bunt leuch- 
tendes Colorit eigenthümlich. Er hat gerade in dieser Hinsicht auch auf 
Gran großen Einfluss genommen, dessen letzte Arbeiten leiden sogar schon 
an einer wenig harmonischen Buntheit. Es ist vielleicht auch nicht un- 
wichtig, dass Ricci selbst mit Oesterreich Verbindungen hatte. '_vEr war 
schon früher von Kaiser Leopold nach Wien berufen worden und hat 
dort einige Kirchenbilder gearbeitet. Sein zweiter Lehrer in Italien war 
Francesco Solimena, ein ganz anders gearteter Künstler, ein gewaltiger, 
ja fast etwas roher Naturalist, der, aus der neapolitanischen Schule stam- 
mend, die ganze realistische Tradition dieser Richtung in sich aufgenommen 
hatte. Seine Bilder muthen ganz anders an, als die freundlichen Schilde- 
reien des Ricci: schwere Formen, gewaltsame Bewegungen herrschen da 
vor. Auch er weilte kurze Zeit in Wien, und wir können in unserer 
Stadt noch eine Anzahl seiner hier entstandenen Werke betrachten. Soli- 
mena malte für Prinz Engen in Wien; man sieht noch in der Capelle 
des Belvedere das Altarbild von seiner Hand und in der kaiserl. Galerie 
ein mytbologisches Gemälde sowie noch ein anderes größeres Altarbild, 
das nicht ausgestellt ist. 
(Fortsetzung folgt.) 
Sammlung Rothschild in Frankfurt. 
Frankfurt a. M., g. December 1886. 
v L. Ueber das Schicksal der Mayer Carl von Rothschild'schen Samm- 
lung bin ich endlich in der Lage, Ihnen Zuverlässiges mittheilen zu 
können. Derjenige Theil derselben, welcher auf dem Landgute nGünthers- 
burg-t aufbewahrt wurde, und im Wesentlichen die großen Prunkstücke, 
überhaupt Gefäße in Silber, Limoges-Arbeiten, Pietra-dura-Möbel etc. 
umfasste, ist unter fünf Erben des Barons vertheilt worden, nachdem 
durch zwei Sachverständige ein kurzes Inventar aufgestellt und eine 
relative Werththeilung vorgenommen war. Von diesen Erben domiciliren 
drei in Paris, einer in London und eine, die unverheiratete Baronin 
Louise, in Frankfurt. Die nach außen fallenden vier Fünftel dürften schon 
vor Jahresschluss an ihre Bestimmungsorte verbracht werden. Der zweite
	        
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