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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 4)

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Hofjuwelier Joh. C. Prenner, und dessen Beziehungen zu seinem eigentlichen, dem 
zweiten Lehrer des Künstlers, dem venezianischen Bildhauer Giov. Giuliani. Während 
gewöhnlich blos Giulianfs Leben und Wirken im Stifte Heiligenkreuz hervorgehoben 
zu werden pflegt, erörterte llg die Bedeutung und das Schafen dieses wichtigen Meisters 
in München, Wien u. a. O. mit Angabe einer großen Fülle neuer Daten. Ebenfalls neu 
waren die Mittheilungen von Donner's Aufenthalt in Salzburg und Linz von 1715-1727, 
worunter seine Thitigkeit als Medailleur besonders zu vermerken ist. Ferner Wurden 
seine Beziehungen zu Friedrich Oeser in Pressburg eingehend beleuchtet, ein sehr wich- 
tiges Capitel, da hiemit zusammenhängt, was durch Oeser von den Kunstanschauungen 
des großen Oesterreichers auf Winckelmann und Goethe üherging. Die Epoche des 
Pressburger Aufenthaltes, wo Donner als Baudirector und Bildhauer des Primas Fürst 
Emerich Esterhäzy wirkte. ist bei Schlager und in Folge dessen bei seinen sammtlichen 
Ausschreibern höchst dürftig und unklar bestellt. Der Vortrag brachte auch hier massen- 
haftes Material archivalischer und sonstiger Art, namentlich wurden zahlreiche Werke 
dieser Zeit bestimmt, worunter auch solche der Architektur. Gegenstand reiflicher Unter- 
suchung waren die Fragen, ob _Donner um jene Zeit in Italien und in Sachsen gewesen 
sei, wie ältere Nachrichten behaupten. Ueber eines seiner schönsten Werke, die Marmor- 
gruppe Karl Vl. mit der Fama im Belvedere, ehedem im Schlosse Breitenfurt bei 
Wien, brachte llg ausführliche neue Mittheilungen, ebenso über die Reliefs der pro- 
jectirten Sacristeibrunnen von St. Stefan, die Fnntaine am Neuen Markt und den Andro- 
medabrunnen, das Grabmal des Cardinals Kollonitz, über Donner's Schüler, Familien- 
verhältnisse und seinen frühen Tod. Den Schluss bildete eine Darstellung der Principien 
seines Schaffens im Einblicke sowohl auf die Extremrichtung der italienischen Barocke, 
als auf die folgende classische Weise des I8. Saculurns. Bei dem Vortrage waren eine 
Reihe Originalsculpturen Donner's aufgestellt, darunter mehrere bisher unbekannte. 
Literatur - Bericht. 
Charles de Linas, lvoires et Emaux. Paris, Klincksieck, 1886. 4". - 
Derselbe: Les emaux Lirnousins de la collection Basilewsky. Le 
Triptyque de la cathedrale de Chartres. Paris, Klincksieck, 1886. - 
Derselbe: Emaillerie Limousine. La Croix stationnale du rnusee dio- 
cesan de Liege et le decor champlevä a Lirnoges. Paris, Klincksieck, 
1886. 80. 
Eine Anzahl von Aufsätzen des Altmeisters Linas, die in Zeitschriften zerstreut 
sich finden, liegen uns in einem Sammelbande und in zwei Separatabdrücken vor. Der 
Name des Chevalier de Linas ist auf dem Gebiete christlicher Archäologie und Kunst- 
geschichte berühmt genug und es würde zu viel Raum erfordern, die selbständigen Werke 
wie die Aufsätze nur dem Titel nach zu erwähnen, die wir ihm danken. Die uns vor- 
liegenden Aufsätze behandeln die Kleinkunst: der Elfenbeinschnitzerei und des Emails 
und hängen inhaltlich zusammen. Fünf Aufsätze des erstangegebenen Sammelbandes 
beschäftigen sieh mit Elfenbeinschnitzereien: mit vier Triptychen der Sammlung Herba- 
ville zu Arras, mit naheverwandten byzantinischen Triptychen des Vaticans und der 
Minerva; dann mit einem ganz besonders merkwürdigen Elfenbeinkreuze des Museums 
zu Madrid, das bald nach 1063 verfertigt werden ist; dann mit dem nElfenbeinbuchel 
der Bibliothek von Rauen und endlich dem Diptychon des heil. Nicasius in der Kathe- 
drale von Tournay. Genaue Beschreibung und Würdigung jedes einzelnen Details an 
den angeführten Stücken, eine staunenswerthe Kenntniss aller zur Vergleichung heran- 
zuziehenden, in vielen Schatzkammern verstreuten Obiecte und eine auch die deutsche 
Literatur umfassende Kenntniss der einschlägigen Werke, sowie kritischer Scharfblick 
kennzeichnen diese Aufsätze. Dasselbe gilt natürlich auch von denen, in welchen Linas 
die Emaillerie behandelt. Das erste der oben angeführten Werke hat noch drei solche 
Arbeiten: beginnend bei der antiken Brnnze-Gurde (Tschutra) im kaiserl. Antikencabinet 
in Wien, behandelt er nach diesem mit vprahistorischenc Funden sich berührenden 
Muster des Emaillirens die polychromen Crucitixe mit Emailmalerei am Kreuzesstatnme, 
bei denen er die Merkmale des alten Limosiner Emails genauer erörtert, und schließt mit 
der Besprechung eines Werkes über die an alten Emailwerken fast einzige Sammlung 
Svenigorodskoi. - lrn Aufsatze über die polychrornen CruciGxe interessirt uns die Ge- 
nauigkeit, mit der Linas die deutsche Zellenachmelzmalerei heraushebt und die Charaktere 
des Lirnosiner Emails iixirt. Im letzten Aufsatze aber zieht uns ganz besonders der
	        
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