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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 6)

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Darstellung im Tempel, eine genaue Wiederholung der Bilder des 
erwähnten Triptychons im Pester Nationalmuseum, das von dem Augs- 
burger Maler Anton Mozart herrührt, einem Künstler, dessen Name auch 
zum Pommefschen Kunstschrank in Beziehung steht, und der das Pester 
Exemplar mitA.M. F. signirthaL- Die Außenseiten der zwei Altarflligel sind 
mit silbernen Ornamenten und mit derselben Darstellung der Verkündigung 
Mariä versehen, die wir am ersten Altärchen der k. k. Hofburgcapelle 
bemerkt haben. Auch hier umgibt ein ungemein leichtes Spiel architek- 
tonischer Ornamente verbunden mit Blumen, Rosetten und Figuren den 
festen Kern, doch sind hier St. Georg und der Erzengel Michael, beide 
mit dem Drachen, als Seitentiguren angebracht und darüber jene vorher 
beschriebenen zwei allegorischen Engel, die mit dem alten und neuen 
Testament in der Hand den Tod bezwingen. An den oberen Ecken bilden 
rechts und links Petrus und Paulus den Uebergang zum mittleren, das 
Ganze bekrönenden Ornamentaufsatz, den die Auferstehung Christi ziert. 
Am geöffneten Grabe, an welches die drei Frauen des Evangelisten Markus 
mit Salbgefäßen herangetreten, steht der Engel und weist mit der Rechten 
nach oben, wo man den auferstandenen Heiland mit der Siegesfahne 
erblickt. Die Rückseite dieses Altärchens ziert eine Vase mit hübsch 
stilisirten Blumen. 
Vergleichen wir nun diese zwei Arbeiten mit einigen anderen, 
welche entweder das Meisterzeichen Wallbaum's tragen oder diesem 
Meister zugeschrieben werden, so zeigt sich, dass wir es hier wie dort 
mit Erzeugnissen zu thun haben, die in gewissem Sinne in fabriks- 
mäßiger Weise entstanden sind. Es lag nämlich für das einzelne Stück 
nicht etwa ein Modell, ein Entwurf oder eine Werkzeichnung vor, sondern 
dasselbe wurde in musivischer Weise zusammengesetzt, und zwar aus 
einem fertigen Vorrathe von Einzelformen, der eine große Zahl von Com- 
binationen und Variationen zuließ. Die zahlreichen in Silber gegossenen 
und zum Theile vergoldeten winzig kleinen Figlirchen, die Rosetten, Vasen 
mit zierlichen Blumen, die geflügelten Engelsköpfchen und Ornamente 
verschiedener Art bildeten, ähnlich wie die Initialen, Holzschnitte Rand- 
leisten und Schlussstücke des Buchdruckers, bereitstehende Typen, die 
der Meister nach seinem Geschmacke bald in dieser bald in jener Weise 
zu einem Ganzen vereinigte, oder vielmehr um den festen Kern aus 
Ebenholz anmuthig gruppirte. 
So finden wir dieselbe Darstellung der vier Evangelisten, welche an 
dem zuerst beschriebenen Altärchen der k. k. Hofburgcapelle vorkommt, 
nicht allein auch auf dem zweiten Altärchen mit dem Triptychon, sondern 
auch auf der Ueberlinger Kusstafel, auf dem Altärchen des Pester National- 
museums '), auf dem Altärchen des Baron Rothschild"), auf zwei Altar- 
') Siehe: Chefs d'oeuvre dknrfevrerie ayant figure ä Fexposition de Budapest (X885). 
") Abgebildet in: Rosenberg, Deutsche Goldschmiede der Renaissance, Wester- 
mamfs Mcmatshefte, 1886.
	        
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