383
befindet sich in Trier ') und bringt cyklische Darstellungen des Gleich-
nisses vom guten Samaritan. Die dritte endlich, verwahrt in der Dom-
sacristei von Xanten, zeigt in der Mitte eine allegorische Gestalt in
ganzer Figur (Sapientia) zwischen Johannes und Paulus und umgeben
von sechs biblischen Figuren.
In Paris ist im Laufe des Jahres 1886 eine hochinteressante mittel-
alterliche Schüssel mit gravirten Darstellungen zur Achilleis des Statius
vom Cabinet des medailles "') angekauft worden. Vorher war sie unbe-
kannt. Seither hat sie M. Prou in der nGazette archeologiqueu publicirt
(mit Abbildung), dann hat man vor nicht allzu langer Zeit in Gent vier
Bronzebecken aus dem circa 13. Jahrhunderte aufgefunden, die in der
wRevue de l'art chretienn von Baron Jean Bäthune publicirt worden sind '").
Zwei davon zeigen einige Verwandtschaft mit der Pester Schüssel; es ist
der vBassin des vicesn (o-zg Meter im Durchmesser und 0'065 Meter
hoch) mit einer sitzenden allegorischen Figur in der Mitte und mit sechs
Brustbildern im Rande. Die Inschriften, die in abgegrenzten Feldern
gleichfalls im Rande zu lesen sind, nennen sechsmal drei verschiedene
Laster. Die Worte sind meist verstümmelt, auch die retrograde Capital-
schrift ist sehr roh ausgeführt.
Die zweite bedeutende Schüssel aus dem Genter Funde wird von
Bethune nBassin des vertusu genannt. Sie zeigt ganz ähnliche An-
ordnung der Figuren und Inschriften wie die erste und weist dieselben
Dimensionen auf.
Von geringerer Bedeutung für uns sind die dritte und vierte Genter
Schüssel, auf denen keine menschlichen Figuren, sondern nur Ornamente
und vier Vögel vorkommen. Das Fragment eines fünften Beckens wird
von Bethune nicht näher beschrieben. Dagegen bringt er dankenswerthe
Mittheilungen über eine gravirte Schüssel des bayrischen Nationalmuseums
zu München. Im Rande dieses Gefäßes sieht man vier weibliche nim-
birte Figuren, die durch Beischriften als vFides, Patientia, Spes. Caritasu
gekennzeichnet sind. ln der Mitte befindet sich die Gestalt der wl-Iumi-
litasu. ln den Zwickeln des Randes ist undeutlich zu lesen: nOdium-Dolusn
zweimal, ferner wPeccatum-Dolusß und vMalitia-Dolusu.
[m Laufe desselben Jahres, 1886 nämlich, das die erwähnten Schüsseln
einem größeren Kreise bekannt gemacht hat, wurde auch noch ein fer-
neres gravirtes Becken publicirt, und zwar in den wMittheilungen der
k. k. Centralcommissiom- (S. 11 ff. und CXXXI). Das daselbst mitgetheilte
"J Diese Schüssel war schon früher durch Hetlner bekannt gemacht worden, und
zwar in denselben Jahrbüchern, Heft 69. Vergl. über die Trierer Schüssel auch nkevue
de L'art chretien: 1886, S. 77.
") Ich habe sie dort im Mai 1886 gesehen. Sie dürfte dem frühen 12.. Jahrhundert
angehören.
4"") Gefunden sind sie 1885, publicirt 1836. Sie befinden sich (wie Böthune mit-
theilx) jetzt im Genter Museum.