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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 11)

 
fanden die Billigung Seiner Majestät, unseres kunstsinnigen Kaisers, und 
im Jahre 1863 wurde das Museum gegründet. 
Es ist überflüssig, ein Wort zu sagen über das wahre Bedürfniss, 
welches mit dieser Stiftung erfüllt wurde. 
Durch die langen Kriege, durch die großen Opfer, die gebracht 
wurden, war ein gewisser Stillstand, eine Stumpfheit, ich möchte sagen 
eine Versumpfung in Allem, was Kunst und Kunstgewerbe war, ein- 
getreten, nicht nur bei uns, sondern fast in ganz Europa! Die Schuld 
war auf vielen Seiten und wir können nicht Alles den Verhältnissen 
allein zuschreiben, wir müssen bei Manchem sagen: auch nostra culpal 
Unser Publicum stellte, wenn Kunstgegenstände gekauft wurden, 
immer und immer nur die eine Forderung: Zeigen Sie mir französische, 
zeigen Sie mir englische Producte. Nur selten wurde das Oesterreichische 
zur Geltung gebracht, aber bei den Bestellungen, die man machte, hieß 
es zumeist, es sull billig sein, es soll Viel bieten und wenig kosten. Die 
Folge davon war schlechte Arbeit und eine Discreditirung unseres Gewerbes. 
Durch die Munificenz Seiner Majestät wurde dem neu creirten ln- 
stitute der Ballsaal auf dem Ballplatze als erstes Heim angewiesen. 
Es war ein enger Raum; es war kein Platz für Vorlesungen, kein 
Platz für die Schule, und ich erinnere mich sehr gut - denn ich habe 
die Ehre, seit der ersten Gründung der Anstalt anzugehören - wie die 
ganze Bibliothek in einem Kasten untergebracht war, der nicht so 
groß war, wie dieser Tisch. Es sollte nach und nach 'anders werden. 
Das Gebäude wurde zu eng, es wurde mittlerweile ein neues geschaffen, 
diese herrlichen Räume, die wir im Jahre r871 eröffneten. 
So schwach damals der Besuch in den Räumen des Ballhauses war, 
so überraschend zeigte sich die Theilnahme des großen Publicums für 
dieses neue Gebäude und wir haben in unserer Erinnerung zwei Glanz- 
punkte zu verzeichnen: die Eröffnung des Museums hier durch eine Aus- 
stellung, welche die Meisten überraschte und durch welche auch größten- 
theils die Sucht nach dem Fremden verschwand und ein gewisses 
Selbstgefühl geweckt wurde. Ein zweiter Glanzpunkt war die silberne 
Hochzeit des Kaiserpaares und der unvergessliche Festzug, der nie ohne 
die Vorbereitungen unseres Museums durchgeführt worden wäre. 
Im neuen Museum waren Räume, Vorlesungssäle, Ausstellungs- 
räume, es war die Möglichkeit, sich auszubreiten, und da erst konnte 
die volle Action unseres unvergesslichen ersten Directors in's Leben 
treten. 
Sein Hauptwerk war die Verbindung mit der Schule, da er sehr 
richtig sagte, jedes Museum ist ein Unterrichtsgegenstand für das Auge, 
doch soll es tiefer greifen, muss die Schule damit in Verbindung sein. 
Das hatte aber Schwierigkeiten. 
Man musste Lehrer und Schüler aufsuchen; Anfangs war ja die 
Anstalt nur eine Zufluchtsstätte für arme Leute, später erst erkannten 
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