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Hausindustrie benannte, verdient lediglich die Bezeichnung des Haus-
fleißes. Seither ist allerdings darin hie und da eine Aenderung ein-
getreten. Um nämlich dem fortschreitenden Aussterben der häuslichen
Textilarbeit einigermaßen vorzubeugen, hat die ungarische Staatsregierung
stellenweise eingegrißen und an Stelle des alten Hausßeißes eine wirk-
liche primäre Hausindustrie zu schaffen gesucht, wie z. B. diejenige von
Bekes Csaba, deren Erzeugnisse auf mehreren Ausstellungen des Oesterr.
Museums zu sehen waren. Daneben ist aber namentlich in Siebenbürgen
der Hausfleiß noch in Pflege geblieben und es sei hier gleich eingeschaltet,
dass für den Historiker die moderne Production auf diesem Gebiete nur
insoferne von Belang ist, als sie unmittelbar und ohne künstliche Ver-
knüpfung sich an die frühere Uebung anschließt, was fast nur an den
Leistungen des Hauslleißes noch der Fall ist. Von der Bezeichnung
nnationale Hausindustrieu muss also vor Allem die vHausindustrieu ge-
strichen und durch das Wort vHausHeiß-ir ersetzt werden. Was ferner
das Adjectiv "nationale anbelangt, so hat man damit bisher ziemlich
allgemein den Begriff verbunden, dass die bei einer bestimmten Nation
vorfindlichen Formen der sogenannten textilen Hausindustrie als ein nur
dieser Nation eigenthümliches, von Urvätern ererbtes Gut - namentlich
der slavischen Völkerstämme - zu gelten hätten. Nun ist allerdings nicht
zu leugnen, dass die bezüglichen Erzeugnisse der einzelnen Völkerstämme
gewisse particulare Eigenthümlichkeiten aufweisen, die immerhin in ge-
wissem Sinne als national bezeichnet werden könnten. Es bleibt aber zu
untersuchen, ob hieraus auch der Schluss auf einen oder mehrere natio-
nale Urstile gezogen werden darf und aus welchen Wurzeln überhaupt
dieser historische Zweig der Textilkunst abzuleiten sein wird?
Gegenstände der sogenannten nationalen Hausindustrie sind vor-
wiegend Weberei, Stickerei, Wirkerei und Spitzenklöppelei. Als Rohstoff
wurde bis in unser Jahrhundert hauptsächlich Flachs- oder Hanfleinen
verwendet, da es doch zum Wesen des Hauslieißes gehört, dass er wo-
möglich auch den Rohstoff sich selber beschaHt. Die importirte Baum-
wolle gewann gewiss erst in neuerer Zeit ausgedehntere Anwendung.
Ferner gebrauchte man seit jeher für die Herstellung von Oberkleidern
und Decken die selbstgesponnene Wolle der selbstgezüchteten Schafe.
Der textile Hausfieiß war und ist also -- kunstgewerhlich betrachtet --
vorwiegend der Verzierung zweier Gruppen von Textilproducten gewidmet:
der Leinenwäsche und der WollstoHe.
Das Leinen erscheint sowohl innerhalb der Textur durch Weben,
als auch durch nachträglich darauf gearbeitete Stickerei verziert. Die
gewebten Ornamente sind zumeist rein geometrisch. Die rothenoder
blauen Fäden des lancirten Figurenschusses liegen ilott, oft über mehrere
Centimeter Breite, über dem Grundgewebe: eine primitive Art der Or-
namentweberei, die wir auch bei den Aegyptern der spätantiken Zeit
antreffen. Auch die Broschirung, die wir bei den Serben finden, war