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Dieser geschichtliche Rückblick ist nun durch Vollbilder, Kopf- und
Randleisten, Schlussstücke u. s. w. in Aquarell, Feder- und Kreide-
zeichnung illustrirt, welche die Heimstätten der Schule (alte Gewehr-
fabrik, Museums- und Schulgebäude), die Bildnisse Eitelbergefs und
Laufbergefs, ferner aus dem Kreise der Schule hervorgegangene Arbeiten
wiedergeben, oder doch die Thätigkeit der verschiedenen Abtheilungen
charakterisiren. Betheiligt haben sich an der künstlerischen Ausstattung
die Professoren Beyer, Hecht, Herdtle, Hrachowina, Karger, Klotz, König,
Macht, Minnigerode, Rieser, Schwartz, Storck, Sturm, Unger, ferner Prof.
Berger (jetzt an der Akademie der bildenden Künste), die Lehrer Fallenböck,
Groll, Rössler, endlich die theils ehemaligen, theils jetzigen Schüler
Alphons, Fischer, Groh, Hörwarter, Hrdliczka, Junginger, Juppe, Kaiser,
Karel, E. Klimt, G.Klimt, König, Lahoda, Matsch, Michel, Nowak, A. Schu-
bert, H. Schubert, Schulmeister, Georg Sturm, Fräul. Swoboda,Wenze1.
Die allgemein als höchst bedeutend anerkannte Leistung repräsentirt
mithin Vergangenheit, Gegenwart und in gewissem Sinne auch die Zu-
kunft der Kunstgewerbeschule.
Textile Hausindustrie in Oesterreich ').
Von Alois Riegl.
Bei Besprechung der textilen Hausindustrie im heutigen Oesterreich
ist es nicht zu vermeiden, auch auf die parallelen Verhältnisse in der
ungarischen Reichshälfte liberzugreifen, wo die sogenannte nationale Haus-
industrie nicht nur einen weit größeren Raum und eine weit wichtigere
Stellung im volkswirthschaftlichen Leben einnimmt, sondern vielfach auch
den Schlüssel abgibt, um die bezüglichen Verhältnisse in der diesseitigen
Reichshälfte zu erklären. Es gibt kaum ein Land in Europa - Russland
nicht ausgeschlossen - das an Buntheit und {Vollständigkeit der Erschei-
nungen auf diesem Gebiete sich .mit ,unserer Monarchie messen könnte:
umsomehr ein Grund, alles darauf Bezügliche diesseits wie jenseits der
Lcitha als ein Ganzes zu fassen. Wenn nun der von mir gewählte Titel
dieses Vortrages nur eine Besprechung der textilen Hausinduslrie in Oester-
reich anzukündigen scheint, so sollte damit von vornherein die Absicht
ausgedrückt sein, diese Dinge im Lichte der Vergangenheit zu betrachten,
sie als Producte der Kunst einer Zeit darzustellen, da die staatsrecht-
lichen Schranken von heute nicht existirten, und all' die Länder zwischen
Rhein und Pruth wenigstens auf textilem Gebiete sich der gleichen
künstlerischen Ausdrucksmittel bedienten.
Und noch nach einer anderen Seite ist der voranstehende Titel zu
erklären oder vielmehr richtig zu stellen. Wenn nämlich darin das Wort
nHausindustrieu gebraucht erscheint, so geschah dies im Sinne des
') Vortrag, gehalten am I4. Februar r388.
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