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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 9)

erwählten beschränkt, doch von diesem Kreise aus werden die klärenden 
Ergebnisse der heraldischen Forschung allmälig verbreitet und 20m Ge- 
meingut aller derjenigen gemacht, welche an äußeren sichtbaren Denk- 
zeichen culturgeschichtlicher Entwickelung überhaupt Interesse finden. 
Dass vornehmlich auch die unterscheidenden Abzeichen, als in mehr 
als einer Hinsicht von besonderer Wichtigkeit, in Betracht kommen, ist 
begreiflich. ' 
Abzeichen, welche sich auf einzelne Personen, auf Familien oder 
Gemeinwesen u. s. w. bezogen, fanden sich schon in den ältesten Zeiten, 
bei den verschiedensten Volksstämmen. Es genügt hier, nur im All- 
gemeinen auf gewisse Schildfiguren der Antike, auf die Sinnbilder grie- 
chischer Städte, auf die Zeichen der zwölf hebräischen Stämme u. s. w. 
hinzuweisen. - Vergleichen wir mit solchen Abzeichen manche der euro- 
päischen, mittelalterlichen Ursprungs, welche wir Wappen nennen, lso 
ist eine grundsätzliche Sonderstellung dieser letzteren in vielen Fällen 
wohl kaum ausführbar. Dennoch erhoben sich gewichtige Stimmen, welche 
den "christlich-mittelalterlichenu Wappen jede Verwandtschaft mit exo- 
tischen Abzeichen früherer Zeit absprachen, für die letzteren die Bezeich- 
nung nWappenu bedingungslos als unzulässig erklärten, und die Ent- 
stehung der europäischen, christlichen Wappen zur Zeit der Kreuzzüge als 
in völlig spontaner Weise erfolgt hinstellten. An Aussprüchen entgegen- 
gesetzter Richtung fehlt es keineswegs. Weder der Zweck dieses Vor- 
trages, noch die für denselben verfügbare Zeit gestatten es, die ver- 
schiedenen Standpunkte vergleichend vorzuführen, doch soll auf Einiges, 
diesbezüglich von hoher Wichtigkeit sich zeigendes, noch öfter hin- 
gewiesen werden. 
Fragen wir nun zunächst nach der Bedeutung der Wappen, so 
wird die Erklärung, theilweise schon durch die Benennung selbst gegeben 
(Wappen IWaEen, französisch armes), folgendermaßen lauten: 
Wappen sind Abzeichen von Personen, von Familien, Corpora- 
tionen u. s. w. geführt, bestehend aus bildlichen Darstellungen, nach 
gewissem Gebrauche, aus dem später feste Regeln hervorgingen, her- 
gestellt, und auf dem vornehmsten Stücke der mittelalterlichen Schutz- 
waffen, dem Schilde, angebracht. Ohne den Schild ist kein Wappen 
denkbar! Sei dieser Schild nun als ein wirklicher, als Schutzwaffe ge- 
brauchter, oder als die Nachbildung eines solchen gedacht. 
Wer könnte sich hier wohl einem Vergleiche mit den hguren- 
geschmückten Schilden der Hellenen verschließen?! Trotz der Entschieden- 
heit, mit der in der Regel die Entstehung der eigentlichen Wappen, 
der wahren Heraldik nur einer christlich-germanischen Aera zuge- 
schrieben wird, ist es doch unabweislich, eine Parallele zu ziehen zwi- 
schen manchen der charakteristischesten Figuren mittelalterlicher Wappen 
und den fast gleichartigen griechischer Schilde. Es sei nur an die Löwen- 
figuren erinnert, an die sogen. Triquetra (eine aus drei menschlichen
	        
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