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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 10)

Es wurde schon erwähnt, dass Beutelstand und Decke aus Einem 
bestanden. So wie bei diesen ging auch bei den menschlichen und Thier- 
rürupfen und anderen derlei Figuren der Stoffüberzug oft unmittelbar in 
die Helmdeclte über (Fig. 26). Es waren also in solchen Fällen die 
wlmdecken als Hauben zu betrachten, welche nach oben zur Figur aus- 
gestaltet waren. Erwies sich das Helmkleinod_ von solcher Art, dass 
es naturgemäß keinen Stoffüberzug vertrug, wie etwa ein Pfauenfeder- 
busch , so wurde als vermittelndes Zwischenglied, lediglich als zierliche 
Bedeckung der Ansatzstelle zwischen Kleinod und Decke ein weiteres 
Gebilde eingeschaltet: das Blätterkrönlein (Fig. 27), der Federköcher oder 
Federkorb, oder auch die sogen. Sendel- oder Zindelbinde, ein Wulst_aus 
farbigen Stoffen zusammengedreht und rund um die Ansatzslelle gelegt. 
Auch bestand dieses Zwischenglied wohl aus einem kleinen, mit Schnüren 
und Quasten verzierten Kissen (Fig. 25), auf dem das Kleinod ruhte. 
 
Es soll hier ausdrücklich bemerkt werden, dass die an den Helmkleinodien 
angebrachten Kronen keinerlei Rangabzeichen waren, ebensowenig als 
Bischofsrnützen (Mitren) , als H e lm zie r d e n verwen det, mit der 
bischöflichen Würde etwa in Verbindung gebracht werden konnten. Es 
gab überhaupt bei den sämtntlichen turniermäßigen Wappen keinerlei 
Rang- oder Werthabstufung der Figuren; eine galt so viel als die andere. 
Die wirklichen, als Schulzwaffen beim Turniere gebrauchten Schilde 
und Helme fanden zum Wappen zusammengestellt noch Anwendung, als 
längst schon durch die Einführung der Schusswaffen eine Modificirung 
der Ausrüstung im Felde angebahnt und die Schildabzeichen für den 
Gebrauch im ernsten Kampf ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. 
Auf dem Bilde des letzten Ritters, des Kaisers Maximilian l., dem 
schönen Holzschnitte Hans Burgkmaifs, sehen wir die Gestalt des Herr- 
schers zu Pferde in voller Streitrüstung, und, in ganz ungewöhnlicher 
Weise, den Streithelm mit Kleinod und Decke geziert, wie zur symbo- 
lischen Andeutung der Wehrhaftigkeit in Scherz und Ernst, im Kampf- 
spiele und in der Schlacht.
	        
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