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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

Arbeit in den weiten Räumen beisammen sehen, das soll für den ganzen 
Lauf der Zeiten von dem Beginne menschlicher Arbeit in unvordenk- 
lichen Jahrtausenden vereinigt werden. Ist diese Aufgabe auch unlösbar, 
so ist es doch immerhin möglich ein Studienmaterial aus der Hinter- 
lassenschaft der Vergangenheit in Originalen zusammenzutragen, welches 
wohl gestattet, die Geschichte der Arbeit, die Geschichte von Allem, was 
die menschliche Hand geschaffen hat, künstlerisch wie wissenschaftlich 
zu verfolgen. Und in diesem Sinne können wir die Aufgabe als gelöst 
betrachten. Es fehlt nach keiner Richtung van den Gegenständen, wohl 
aber fehlt es dem Besucher, den ein wirkliches Interesse zu diesen 
Dingen hinzieht, an der Zeit, das ebenso zahlreiche wie vielseitige 
Material zu bewältigen. 
Man hat versucht die Aufgabe in doppelter Weise zu lösen, einmal 
dem Laien und einmal der Wissenschaft Rechnung tragend. Dem Laien 
gilt die plastische Darstellung der menschlichen Arbeit in prähistorischen 
und antiken Zeiten, der Wissenschaft die Sammlung von Originalen, ein 
wahres Museum aller Zweige der culturellen und industriellen Thätigkeit. 
ln plastischen, lebensvoll und lebensgroß ausgeführten Gruppen sehen wir die 
Arbeit, die gewerbliche Arbeit entstehen, wirsehen sie wachsen, sich verfeinern 
und erweitern. ln der ersten Gruppe - es ist immer mindestens ein Paar - 
ist der Mensch noch dargestellt als Höhlenbewohner, als Troglodyte, 
sich aus Knochen Waffen oder Werkzeuge bereitend; in der zweiten 
Gruppe bearbeitet und spaltet er den Silex, den Feuerstein, in dritter 
schleift und glättet er denselben - die Kunst hat damit ihren Anfang 
genommen. Darnach wird der Mensch Metallarbeiter, gießt das Erz, das 
er im Tiegel geschmolzen hat, in hohle Formen und schmiedet das Eisen. 
So eine weitere Gruppe. 
Man sieht, die Darstellungen folgen der gewöhnlichen Theorie von 
der Aufeinanderfolge der prähistorischen Zeiten, und lässt man auch diese 
zweifelhafte Theorie aus dem Spiel, so kann man immerhin annehmen, 
dass die Menschen einmal so ausgesehen und so gearbeitet haben. Die 
Gruppen geben lebensvolle Bilder und, soweit die Wissenschaft reicht, 
auch richtige Vorstellungen. Es gibt aber noch andere, nicht minder 
interessante Gruppen, welche theils Seitenstücke zur prähistorischen Zeit 
aus den Sitten und der Arbeit von Völkerschaften auf niederer Cultur- 
stufe geben, theils die Geschichte der Arbeit weiter führen in die 
volle Cultur der antiken, der classischen Zeit. Vier altägyptische Frauen 
betreiben die Arbeiten der Spinnerei und Weberei, stehend oder hockend 
in einem Gemach, das mit bildlichen Darstellungen aus dem handwerk- 
lichen Leben der alten Aegypter geschmückt ist. Eine andere plastische 
Darstellung führt uns in das Atelier griechischer Töpfer und Vasen- 
maler; ein Arbeiter kniet vor dem Ofen und schürt das Feuer, ein 
anderer glättet die Form einer Vase mit dem Eisen, ein dritter bemalt 
ein schön geformtes Gefäß, und eine junge Frau ist gerade im Begrilfeinen 
Jahrg. 1389. - I6
	        
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