rühmen, das mindestens unter dem Einfluss der Egberfschen Schule ent-
standen ist. Es ist das nicht unbedeutend große Goldkreuz der Schatz-
kammer, mit allen seinen Witzen der Goldfiligranlöthung und Edelstein-
fassung. Die starke Hervorhebung der Reliquien des heil. Sylvester dürfte
auf die Zeit Sylvester II. hinweisen.
ln Sachsen waren besonders die adeligen Daruenstifte die Heimat
edelster Künste. Das adelige Stift Essen") ist schon 845 von Altfried,
späterem Bischof von Hildesheim, begründet worden; die Bestätigung
erfolgte 873 (874), kein Wunder, wenn es in seinem Münster ein Abbild
des damals berühmtesten Baues diesseits der Alpen, des Aachener Domes,
bietet, in dem bis heute erhaltenen Westchor. DieArbeiter, welche die antike
Säule aus Rom mitgebracht haben, werden wohl auch den Dom erbaut
haben. Die Arbeiter waren wahrscheinlich doch nicht Deutsche, sondern
Lombarden, wo ja die Urbilder auch des Aachener Domes zu finden sind.
ln diesem Prachtbau walteten fast durchgängig kaiserliche Prinzessinnen
als Aebtissinnen. In der Zeit, als Bernward lebte, regierte hier Mathilde,
die Enkelin des großen Kaisers Otto von dessen erster Frau Edith. Sie
dürfte wohl um das Jahr 966 Aehtissin geworden und zu Bernward's
Zeit wohl öfter bei Hofe gewesen sein; sie regierte bis lOll. Den
siebenarmigen Leuchter, der heute noch die Stiftskirche ziert, dürfte
Bernward's Gießerei geliefert haben; wahrscheinlich hat der Romaufent-
halt Bernward's die Anregung zu dessen Herstellung gegeben. Aus
Mathilden's Zeit stammen die prachtvollen Goldkreuze, fast einzig in
ihrer Art: sie gehören der egbertinischen Goldschmiedeschule an und
übertreffen, außer den Schätzen Triers und Aachens, alles Andere, was
sonst an Goldkreuzen des frühen Mittelalters in unseren Schatzkammern
vorhanden ist. Hier treffen wir die feinen Goldplättchen, mit denen der
Holzkern der Kreuze überzogen ist; auf ihnen aufgelöthet in aug-
erquickenden Linien, feinstes Goldfiligran; hier treffen wir die herrlichste
Fassung der Edelsteine auf Betten von Goldfiligran, die aus der Ebene
des Grundes in kleinen Säulenstellungen sich erheben; hier Goldemails,
sogenannte cloisonnes, die der oberflächliche Beschauer für byzantinisch
hallen möchte, wenn er die aus Goldfäden mitten im Emailgrunde gebil-
deten Buchstaben nicht sähe, welche lateinische Worte bilden: Mathild
Abbatissa und Otto Dux und den Titulus des Kreuzes.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Kenntniss der gravirten Bronzeschüsseln
im Mittelalter.
ln einem Artikel dieser vMitlheilungenu (Jahrg. 1887, S. 381) habe
ich von mittelalterlichen gravirten Bronzeschüsseln gehandelt. Zu dem
") Archiv für Geschichte des Niederfheins. N. F. l, 61 fg.