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Das ist freilich leichter gerathen, als ausgeführt, aber es ist doch
wohl kaum zu bezweifeln, dass, sofern nur überhaupt einmal die Hand
mit dem geschilderten nlndividualisirenn des einzelnen Artikels beginnt
(und sei es durch die geringste Zuthat), die Formen im Kopfe sich ganz
von selber einstellen werden. Schon dass es reine Handarbeit sein wird,
verbürgt bis zu einem gewissen Grade die Originalität, wenigstens aber
den Reiz des Zufälligen, oder, je nachdem, des speciell Gewollten, des
überlegt Beabsichtigten. Beides aber ist der Kunst gut, Zufall und
Absicht, denn es befreit sie aus den Händen ihres ärgsten und verderb-
lichsten Feindes, des Schablcnenthums. Dieses ist Absicht ohne Ueber-
legung, Absicht an sich, ohne Rücksicht und Voraussicht. Die ntodten
Räder und Hebeln unserer Fabriken leisten ihre Arbeit nach den strengen
und starren Gesetzen einer mechanischen, die lebendige Hand des
Menschen schafft nach den Gesetzen einer organischen Weltordnung.
Zahl und Maß sind deshalb - bestenfalls - der Ausdruck jener, Em-
pfindung aber der Ausdruck dieser. Es wäre zu wünschen, dass die
Empfindung, die wahre, die künstlerische Empfindung, auch im Hand-
werk wieder mehr zu Wort gelangte, nachdem dieses nunmehr lange
genug im Zeichen der uZahlen und Maßen gestanden ist.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Personalnaohrioht. Der Minister für Cultus und Unterricht hat
den Architekten Adolf Ginzel unter gleichzeitiger Zuerkennung des
Professortitels zum wirklichen Lehrer an der Kunstgewerbeschule des
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie in Wien ernannt.
Gostüm-Ausstellung. Samstag den 17. Januar wurde die Costüm-
Ausstellung eröffnet. Die Anordnung ist so getroffen, dass Saal VI vor-
zugsweise die älteren, der Mode angehörigen Costüme enthält, sodann
die ostasiatischen (japanischen, chinesischen) Gewänder und zum Dritten
ältere Costüme aus den Alpenländern. Saal VII ist mehr den einzelnen
Collectionen gewidmet; den Hüten, Hauben, Schuhen, Handschuhen u. s. w.,
sowie den Bekleidungsgegenständen von Völkerschaften auf minderer Cultur-
stufe, Indianer, Südsee-Insulaner u. s. w. Der weite Raum des Säulen-
hofes wird ganz von der Ausstellung Bosniens eingenommen. Alle speciell
nationalen Costüme haben ihre Aufstellung im ersten Stock erhalten,
sowohl unter den Arcaden wie im Saal IX.
- Sonntag den x. Februar wurde als Annex der Costtim-Ausstellung
der Saal IV wieder eröffnet, welcher eine große Zahl serbischer Pracht-
costlime, die Originaltrachten des alten Fürsten Milosch und seiner Vor-
gänger sowie auch serbische Frauencostlime enthält.
-- ltn Verlage des Museums ist ein Führer durch die Ausstellung
erschienen, der mit einem Vorworte von J. v. Falke eingeleitet wird.
Demselben ist auch der Katalog der bosnischen Abtheilung einverleibt
worden.