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Plastische Decorationen aus dem Palais Thurn und Taxis zu Frankfurt
am Main. Decken und Wanddecorationen, Rahmenwerk und ornamen-
tale Einzelheiten im Barockstile. Herausgegeben _von F. Luthmer.
Frankfurt a.M., Heinr. Keller, 1862. Fol. 2 S. Text und 20 Tafeln:
Abbild. in Lichtdr. M. 20.
Wiewohl dieses Palais kein Fürstensitz ersten Ranges genannt werden kann
erweckt es dennoch in historischer wie in kunsthistorischer und künstlerischer Beziehung
manches Interesse. Kaiser Karl Vl. hatte den bis dahin in Brüssel residirenden Fürsten
Anselm Franz von Taxis bewogen als kaiserlicher Erbpostmeister im Reiche seinen
Wohnsitz zu nehmen. Daraufhin wurde der Bau des Thurn und Taxisüichen Palais in
Frankfurt bald nach 1724 nach den Planen des Architekten DelPOpera begonnen. Da
der italienische Name dieses Künstlers sich in verschiedenen franzdsisirten Formen vor-
findet, so ist die Annahme naheliegend, dass DeIVOpera sich durch längere Zeit in
Frankreich aufgehalten, umsomehr, als auch die französischen Detailformen des Palastes,
welche lebhaft an die des Palais Soubise und Rohan in Paris erinnern, auf den Einfluss
des Nachbarreiches hinweisen. Bezüglich der kunstvollen Schnitzereien wissen wir aus
Gwinner i-Kunst und Künstler in Frankfurt a. MJ, dass sie den Franzosen St. Laurent
zum Meister haben. - Seit 1817 diente dieses Palais bekanntlich als Sitz des deutschen
Bundestages. Nach 1875 begann man zunachst die Einrichtungsstücke, dann die Malereien,
Gobelins und zahlreichen Marmorsculpturen, endlich auch die Vertafelungen aus dem
Palaste zu entfernen, da sie auf anderweitigen Besitzungen des Thurn-Taxis'schen Hauses
Verwendung finden sollten.
Luthmefs Publication halt somit eben noch vor dem Verschwinden der ehemaligen
Pracht die Erinnerung an dieselbe fest. Sie zeigt eine Reihe der graziösen Ornament-
Compositionen, wie sie zur Zeit Ludwig XV. in Stuck, Marmor und Holz zum Schmucke
von Wandpfeilern, Decken, Fenstcrlaibungen, Thüren u. s. w. verwendet wurden. Auch
ungemein zierliche Thürbekrdnungen, Karniesen u. dgl. linden wir unter diesen Blättern.
Nicht die reichsten und vollsten Accorde damaliger Decorationskunst wurden dabei in
Anschlag gebracht, sondern vielmehr jene etwas bescheidenereri Nuancen, wie sie sich
für kleinere Palast: eigneten. Ehen aus diesem Grunde dürfte aber diese Publication als
Vorbildersammlung für unsere Decorationskünstler um so geeigneter sein. Fs.
Les tapisseries coptes. Par M. Gerspach. Paris, Quantin, 1890. 4'.
M. 8.
Die seit dem Jahre 1881. in stets zunehmender Fülle an's Licht gezogenen agyp-
tischen Textilfunde. deren Verzierungen zum größten Theile mittelst Wirkerei hervor-
gebracht sind, mussten naturgemäß für die Manufacture des Gobclins ein ganz besonderes
lnteresse darbieten, weshalb ihre Leiter es sich auch angelegen sein ließen, eine Anzahl
der genannten Funde in der mit der Anstalt verbundenen Sammlung alterer Wirkereien
zu vereinigen. Diese Collection, wovon uns hiemit 153 Stück in guten Abbildungen vor-
liegen, stammt zum größeren Theile aus einem Graberfelde von Akhmim, das Maspero
im Jahre t884. aufgedeckt hat. Wie die überwiegende Mehrzahl der Akhmimer Funde
überhaupt, sind auch diese nach Paris gelangten fast ausschließlich in Purpurwolle und
Leinen ausgeführt, weshalb sie der Reproduction weniger ISchWierigkeiten darhoten, als
die grbßtentheils buntfsrbigen Stücke aus Sakkarah, die den Hauptstock der in das
Oesterr. Museum gelangten Funde ausmachen. immerhin hat sich das Verlagshaus
Quantin mit dieser Publicatioii, die auch eine Anzahl buntfarbiger Stücke enthalt. ein
großes Verdienst erworben, da hiemit die Verste umfassendere Sammlung von Abbil-
dungen dieser spatantiken Textilfunde dem Publicum geboten erscheint. Der Text von
Gerspach (3 S.) beschrankt sich auf allgemeine Bemerkungen, die insbesondere den tech-
nischen Charakter der Herstellung dieser Wirkereien betretfen. Rgl.
i
Orientalische Teppiche. Ein Vorlagenwerk zum Studium von Farbe und
Ornament, nach Originalen aufgen. von W. Fröhlich. 14. Farben-
tafeln. Berlin, Ch. Claesen 8t C0. M. 36.
Das Werk will blns Vorlagen für den ausübenden Künstler beistellen und ver-
zichtet daher auf ieden beschreibenden Text; selbst eine lakonische Orts-_und Zeit-
bestimmung erscheint unterlassen. Bei dem empfindlichen Mangel an Publicationen über
orientalische Teppiche darf aber selbst ein bloßes Abbildungswei-k bereits als sehr ver-
dienstlich angesehen werden, zumal wenn es von so geschickter Hand zusammengestellt
Jahrg. 189i. 3