geistige Brückezum irSchalksnarren-i (Abb. 15)
aerschmidts herstellen. Messerschmidts Kople
komplexer in der Aussage und auch in der Wi-
Jrüchlichkeit; Lebruns Beschäftigung mitdem-
an Thema ist zunächst einmal theoretisch. Es
hier aber sicher auch um die Darstellung auße-
1dinnererVorgängedesMenschen,daszeigtja
eschreibung. die als Begleitung der Zeichnun-
gedient hat. Messerschmidt wirkt rätselhafter
rian möchte sagen introvertierter, Seine Werke
oft von mittelalterlicher Expressivität, wenn
so sagen darf. Ursache und Wirkung sind bei
un vielleicht auch verständlicher und in leichter
irer Relation zueinander dargestellt.
zur selben Zeit wie Messerschmidt an seinen
en arbeitete, sind Johann Kaspar Lavaters
siognomische Fragmente zur Beförderung der
;chenliebe und Menschenkenntnis" entstan-
ä. Man kann zwischen diesen an sich grundsätz-
lnterschiedlichen geistigen Produkten Paralle-
lststellen. Der direkte Einfluß Lavaters auf Mes-
zhmidt ist jedoch nicht nachweisbar". Lavater
lchte Gesichtsbewegungen und -züge in de-
tiver Methode zu beschreiben und wollte damit
iltspunkte für die genaue Beurteilung der
achlichen Physiognomie gewinnen. Er fragte
dem Ideal, dem Ebenmaß, nach Schönheit,
ommenheit und Harmonie. Lavater differen-
2 durchaus zwischen "moralischen-r und irkör-
chen-sSchonheiten,dheswarihmwichtigwie
Charakter, Temperament und Gemütsregun-
m menschlichen Gesicht ausdrücken. Lavaters
logie ist im Vergleich zu Messerschmidt eine
empirische, idealisierende Typenlehre. Inter-
'tt ist, daß beide zwischen Physiognomik und
ognomik (Mimik) genau unterschieden haben
serschmidt stellte ähnlich ruhende und be-
e Gesicher darl). In die Typologie werden rrLei-
ustande", "Gemütsregungen-s, "Empfindun-
u.a. einbezogen.
12 Franz Xaver Messerschrnidt. rrDas hohe Alter". Wien,
Österreichische Galerie.
15 Franz Xaver Messerschmidt, r-Der Schalksnarra Wien.
Österreichische Galerie.
Anmerkungen 1321-21
"' ZurAnalogie zwischen Mensch und Tier siehe J aallrusains, Phy-
siognoinonie animale. in- Aberralloris. Legendes des Formes, Pa-
rls 1957. s. alr
n. Descartes. Les passions de I anie, Paris 1649
ß Vgl den Katalog "Charles Le Brurl (IBlWISQM-t, Paris-Versailles
1963
"i J C Lavater. Physiognoniische Fragmente zur Belorderlmg der
Menschenkenrltnlß und Menschenliebe. 4 Bde. Lelpllg-Wlfllefthul
ins-ms
Das Verhaltrils zwischen den Lavaterschen rheonen und der Dil-
denden Kunst behandelt ch Stelribrucker, Lavators Physiognomi-
sche Fragmente Im vernaltnis zur bildenden Kunst, Berlin 1915
" F Nicolai. a.a o
W Man inußte rausdruekspsyenologisehe Phanornenee untersu-
cheri, aber unter einern anderen Gesichtswlnkel als Ernst kris
1" Vgl H Heizer, Francisco Goya und dlE Krise derKurist urri 1800, iri.
Aulsatze und Vortrage, Darmstadt 1957, s. l77ll
1' Zu den Begriffsbestimmungen und der geistigen Entwlcklung seit
uni l800vgl P Kluckhohn, Das ldeengulder deutschen Romantik
Tubingen 1966 bzw. s. Juitner, oie Kunstkritik Diderols
iivssivai). iri Beitrage zur Theorie der Kunste iin 19 Jahrhun-
iien. Ed i. Frankninriiriain i91i,s iali .wo Sich interessante Par-
alieien inderGeistesgeschichtedesspatercn lß Jarirriundensriri-
den lassen
Zu geplanter Messerschmidt-Monographie
DlG Österreichische Galerie bereitet die Herairsyatre einer Monogra-
pnie "Franz Xaver Messerseriniidi ri 73m1 72a; Ern osterlerchrscher
Brldhauer an der Zelterrwerlde" von Maria Potzl-Mallkova vor
Im Zuge der ourenliinriing wird geoatari. iitier HEJSIIZ iirid vermeio
von Werken von Franz Xavel Messerserinirdt in Frivatbesrlz oder
Nachrrchlen von und uber den Kurlsllel der ostarreienisierien Galerre
oirekror Dr. Hans Aurenhammer, cekannrgeoen zu wollen
Der Aspekt der Naturbeobachtung spielt bei Mes-
serschmidt keine unwesentliche Rolle; die Anato-
mie und die Muskelbewegungen sind gut studiert,
es gibt kaum Dinge. die der Natur widersprechen
oder ihr entgegengesetzt erscheinen. Bei Nicolai
heißt es deutlich, daß der Künstler bloß die Natur be-
obachte. Außerdem ist interessant, daß dieser Zeit-
genosse Messerschmidts auch von der "Imagina-
tion", d.h. der Vorstellungskraft und Phantasie
spricht". Phantasie und Naturnachahmung liegen
bei Messerschmidt im Wettstreit. Es wird über Mes-
serschmidt auch berichtet, daß er seine eigenen
Grimassen vor dem Spiegel überprüft hat.
Um Messerschmidts kunsthistorlsche Position bes-
ser umreißen zu können, wäre es notwendig und
wichtig, auf Fragen einzugehen, die in Nachbardis-
ziplinen der Kunstgeschichte hineinreichenw.
Messerschmidt ist in einer Zeit geboren, in der alte
(barocke) Anschauungen zu Ende gingen und gei-
stige Veränderungen passierten, die man schon als
einen neuen Wendepunkt der Kunst ganz global be-
zeichnen und umschreiben konnte". Daß Messer-
schmidt einige Grenzbereiche berührt, liegt auf der
Hand. Wie weitfür ihn auch Begriffe der Literaturge-
schichte, r-Sturm und Drang" oder "protoroman-
tischs, anwendbar sind, läßt sich schwer entschei-
den. Typisch für die gesamte geistige Entwicklung
des späteren 1B. Jahrhunderts ist jedenfalls dasVor-
stoßen in Phantastisches. Sinnenhaftes, Dionysi-
sches und in Geheimnisse des Lebens. Dies scheint
auch Messerschmidts Oeuvre, besonders eben die
"Grimassenkopfeii. zu zeigen". Daß dieser Bild-
hauer schon zu seiner Zeit mehr oder weniger un-
verständlich war, liegt sicher auch in der barocken
Vorstellungsweit. welche die österreichische Kunst
noch bis ins spate 1B. Jahrhundert hinein bestimmt
hat.
' Anschrift des Autors: or. Gottfried oiedermann, Kustos
an der Alten Galerie des Larldesrrluseums Joanneum
Kalchberggasse d, A-80l0 Graz
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