Kleinoden, mit denen er aufs reichste besetzt ist, unverkennbar auf einen
berühmten Meister hin, auf Hans Mielich , der als herzoglich bayerischer
Hofmaler bekanntlich eine große Zahl von Entwürfen für Goldschmiede-
arbeiten geliefert hat. Solche von ihm mit seinem Monogramm bezeich-
nete Entwürfe haben sich erhalten, während von den darnach aus-
geführten Gegenständen nur wenig auf uns gekommen ist. Hefner-
Alteneck. dem die Entdeckung der Blätter zu verdanken ist, hat sie
veröffentlicht und aus ihnen lernen wir also vorzugsweise des Meisters
Art kennen. Er liebte es, an Schmuckgegenständen menschliche oder
Thierfiglirchen oder Chimären, Blumen? und Fruchtgehänge mit geome-
trischem Ornament, Steinen und Perlen zu verbinden, und erscheinen die
ornamentalen, auf plastische Ausführung berechneten Motive schon in den
Zeichnungen dicht aneinandergedrängt, so wird diese Wirkung durch das
Fließen der Emailfarben noch verstärkt. Sie ist auch an zwei Kleinoden
bemerkbar, die an der Cuppa des Kelches befestigt sind. Beiden liegt
eine und dieselbe Zeichnung zu Grunde. Um einen Aufsatz mit einem
Smaragd gruppiren sich Cartouchenwerk, Früchte, je ein Löwe und ein
Pferd, doch bestehen Verschiedenheiten im Colorit. Die Zuweisung an
Mielich wird aber noch unterstützt durch die große Uebereinstimmung
in der gesammten äußeren Ausstattung des Kelches rnit der eines be-
sonders schönen Pokals in der Münchener Schatzkammer (Fensterschrein
M 7), der die Anfangsbuchstaben des Goldschmiedes Hans Reimer und
die Jahreszahl 1563 trägt, und dessen einer Bestandtheil, der aus Sapphir
geschnittene Ring in der Hand der den Deckel bekrönenden Pallasligur,
in den Mielich'schen Zeichnungen der Schmucksachen der Herzogin Anna
enthalten ist. (Vergl. Katalog der k. k. Schatrkammer von Dr. E. von
Schauß, S. 378 f.) Wie der Pokal, so ist der Kelch an allen Theilen mit
(im Ganzen 32) einzelnen Schmuckstücken besetzt, die sich an Knauf und
Fuß der Wölbung oder Kehlung anpassen und theils durch Schrauben,
theils durch Nieten befestigt sind, während sich an den Verbindungsstellen
zusammenhängende durchbrochene und emaillirte Zierstücke ringartig um
die Rundung ziehen. Mit aller Wahrscheinlichkeit darf also auch unser
Kelch als ein Werk Mielich's und Reimer's angesehen werden.
Mehrere von den auf den Kelch aufgesetzten Rosetten etc. stehen
in genauester Verwandtschaft zu solchen an den erwähnten Marien-
kronen. Diese bestehen nämlich aus einem Eisengerüst, das mit auf Draht
gezogenen Perlen umkleidet ist. Ueber und zwischen den Perlen, zum
Theil in für diesen Zweck im Muster gelassenen Lücken befanden sich
größere und kleinere Schmuckstücke aus Gold oder vergoldetem Silber mit
Edelsteinen, Perlen, Email- oder Lackfarben verziert. Ueber die Entstehung
der Kronen gibt die in das Gerüst der einen gravirte Inschrift Auskunft:
Donum Regij Parthenonis Antistita Maria ä Spaur Comitissa A" 1657.
Mumßcentissime Renovatum Antistita Eleonora Felicitate Camitissa de
Arco A" 1767.