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Geschichte kennt. Für Mentuhotep II. arbeitete Mertisen, ein Bildner
in Stein, Gold, Silber, Elfenbein und Ebenholz, der von sich sagt, er
habe im Herzen des Königs eine Stätte besessen und gethan was diesem
wohlgefiel tagtäglich"). Ob dieser Mertisen auch Geschmeide erzeugte,
bleibt wohl unentschieden; nach dem verschiedenen edlen Material zu
schließen, das er bearbeitet, dürfte er aber wohl ein Meister der plasti-
schen Kleinkunst gewesen sein und kein eigentlicher Bildhauer.
Eine durchgreifende Reorganisation des Reiches begann aber erst
unter der XII. Dynastie, unter welcher Aegypten eine so hohe Blüthe er-
reichte, dass späteren Geschlechtern diese etwa zwei Jahrhunderte umfas-
sende Periode als die classische Zeit ihrer Geschichte erschien"). In den
äußeren Lebensformen bemerken wir wohl keine auffällige Veränderung.
Das wesentlich Neue auf dem Gebiete des Schmuckes in den Darstellungen
der Gräber von Beni Hassan, welche für diese Epoche dieselbe Wichtigkeit
haben, wie die Mastaba's für das Alte Reich, ist ein weiteres Umsichgreifen
des Luxus und der Schmuckliebe. An neuen Typen und Formen lässt sich
wenig entdecken, aber die bereits vorhandenen werden von Bevölkerungs-
classen getragen, welche früher entweder schmucklos einhergingen oder
sich in bescheidenerer Weise schmückten. Damals vermehrten sich auch die
Schätze an Gold in ganz außerordentlicher Weise, indem den Aegyptern
durch ihre Eroberungen in Nubien neue Golddistricte eröffnet wurden.
Nun erhalten Anführer, die sich im Kriege auszeichnen, goldenen
Sckmuck zur Belohnung"). Das Gewerbe der Goldschmiede gewinnt an
Bedeutung, reicher wird der Schmuck der Götter wie der Menschen und
es ist bezeichnend, dass wir gerade aus dieser Zeit in einem der Gräber
von Beni Hassan eine ausführliche Darstellung besitzen, welche uns die
Gewinnung und Bearbeitung des Goldes verführt. Bemerkenswerth ist
ein Streben nach zierlicher Leichtigkeit im Gegensatz zu den festen,
gedrungenen Formen im Alten Reiche. Nicht allein die Gestalten der
ohnehin schlanken Aegypter erscheinen nun auf den Monumenten noch
schmäler und graziöser, auch in Tracht und Schmuck gibt sich eine
Tendenz nach dieser Richtung zu erkennen. Die Blätter künstlicher
Lotosblüthen werden schmal und spitz zulaufend und auf Bändern und
Streifen tritt ein Zackenornament auf, das mit dieser Art stilisirter Lotos-
blumen im sichtlichen Zusammenhange steht. Die Muster der Krägen
werden complicirter, die Formen der Perlschnüre mannigfaltiger"), das
Diadem der Frauen begleitet ein unterhalb desselben befestigtes breites
Band, das von rückwärts nach vorne bis zu beiden Schläfen reicht, auch
vereinzelte Beispiele von Ohrgehängen in Form von thalergroßen Scheiben
") Mnspero, The Stile C 14 of (h: Louvre, in den Tranuctions of (h: Society
of Biblical Archneulogy, V, 556.
") Vcrgl. Ermnn, a. u. O. l, 69.
") Lepsius, Denkm. IV, 138a.
") Vergl. Lepsius, Denkm. Bd. IV, x40, x47, 148.