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Das Uehel war rasch erkannt und der Weg zu seiner Beseitigung
vorgezeichnet. Es fehlte eben an der tüchtigen Schulung, die den Schweizer
Stickern von Haus aus zu Theil wurde. Welche erfolgreiche Thätigkeit
die St. Galler Schule unter Fischbach's Leitung hiebei entfaltete, ist ja
bekannt. Das war es, was den Vorarlbergern fehlte. Gute Arbeit war nach
wie vor begehrt und glänzend bezahlt: man musste sie nur zu fertigen
wissen. Wenn irgendwo, so war auf diesem Punkte das Bedürfniss nach
einer Fachschule ein dringendes, unabweisliches. im Jahre 1888 wurden
die ersten Schritte gethan, um das Unternehmen in's Werk zu setzen.
Trotz eifrigster Bemühungen einer Anzahl von treiflichen Männern, unter
denen Herr Victor Häcnrnerle in Dornbirn sich für die Sache in
besonders aufopferungsvoller Weise einsetzte, und trotz der entgegen-
kommenden Haltung des k. k. Unterrichtsministeriums währte es doch
drei Jahre, bis am r. December 1891 die k. k. Fachschule für Maschin-
stickerei in Dornbirn eröffnet werden konnte.
Sollte das Werk gelingen, so hing natürlich das Meiste, wo nicht
Alles von der Persönlichkeit des zu berufenden Lehrers und Leiters ab.
Diesbezüglich gelang es, Herrn Fidel Erni zu gewinnen, der als Stick-
lehrer am Gewerbemuseum zu St. Gallen die unmittelbarste Gelegenheit
gehabt hatte, sich mit den intimsten Verhältnissen und Bedürfnissen der
Stickereiindustrie vertraut zu machen und der als gebürtiger Liechten-
steiner sich gerne bereit finden ließ, sein Wissen und Können an einer
österreichischen Schule zu bethätigen.
Herr Fidel Erni hat durch die Ausstellung der bisherigen Leistungen
seiner Schüler und Schülerinnen den vollgiltigen Beweis geliefert, dass
mit der Gründung dieser Schule von Seite des k. k. Unterrichts-
vministeriums ein segensreicher Schritt nach Vorwärts auf dem so vorsicht-
heischenden Boden des Fachschulwesens gethan worden ist. Die eine
Abtheilung der Ausstellung, welche die Lehrmittel umfasst, ist in ihrer
verhältnissmäßig bescheidenen Ausstattung ganz besonders geeignet, obigen
Eindruck zu verstärken. Muss man doch bedenken, dass die erforderlichen
Maschinen und sonstigen mechanischen Vorrichtungen noch immer über-
wiegend aus der Schweiz bezogen werden müssen! Nach dieser Seite hin
mochten die Verhältnisse an der erst seit acht Monaten in's Leben ge-
tretenen Schule dem Fachmanne noch manches Unfertige darbieten; um
so höher ist es aber anzuschlagen, wenn man von den ausgestellten Lei-
stungen der Schüler sagen durfte, dass sie bereits in erfreulichem Ausmaße
eben jene Qualitäten aufweisen, welche die bisherigen vorarlbergischen
Stickereierzeugnisse zum weitaus größten Theile vermissen ließen. Die
Vervollkommnungen in der Wiedergabe der schwungvoll gezeichneten
Blumenguirlanden in Flachstickerei, wie sie im Laufe der letzten Jahre
von Fischbach's Wirksamkeit in St. Gallen von der dortigen Industrie
zu Stande gebracht worden waren, haben sich zahlreiche Schüler bereits
nach dreivierteliähriger Lernzeit zu Eigen gemacht.