lieber die Entwickelung der Ultramarin-
fabrikation yon 1862 bis 1873.
Von Dr. Reinhold HoiFmann,
Director der Ultramarinfabrik Blaufarbenwerk Marienberg bei Bensheim,
Grossherzogthum Hessen.
Die Darstellungsweise des Ultramarins wurde in dem Bericht über
die Weltausstellung in London 1 ) eingehend beschrieben und zwei Rich
tungen derselben besonders hervorgehoben, welche als die des kiesel
armen und des kieselreichen Ultramarins bezeichnet wurden.
Kieselarmes Ultramarin (ausgezeichnet durch hellen, rein
blauen Farbenton und leichte Zersetzlichkeit durch Alaunlösung) wird
dargestellt, indem reiner Thon mit Glaubersalz und Kohle, oder auch
mit Soda, Schwefel und Kohle, oder auch mit einer entsprechenden
Mischung aus beiden Natronsalzen dem sogenannten Rohhrennen des
Ultramarins unterworfen wird. An Stelle der Kohle werden zweck
mässig auch andere Reductionsmittel angewendet, namentlich Colo-
phonium oder Schwarzpech. Das erste Rohproduct ist grün gefärbt
und aus demselben können durch Aussortiren und weitere Bearbeitung
die im Handel üblichen grünen Ultramarinsorten gewonnen werden.
Blaues Ultramarin entsteht durch das sogenannte Feinbrennen des grünen
Ultramarins ohne vorausgegangenes Aussortiren. Die zahlreichen Han
delssorten werden erst durch nachfolgendes Mahlen auf Nassmühlen,
Abschlämmen u. s. f. aus dem blaugebrannten Ultramarin dargestellt,
indem hiermit auch wohl ein nachträgliches Aussortiren verbunden wird.
Zur Gruppe der kieselarmen Ultramarinverbindungen gehört noch das
seit längerer Zeit bekannte sogenannte weisse Ultramarin, dessen Ent
stehung der Bildung des grünen Ultramarins beim Rohbrennen regel
mässig vorausgeht. Beim Erkalten geht es jedoch meistens in grünes
Ultramarin über und wird dadurch der Beobachtung leicht entzogen.
N *) A. W. Hofmann, Reports by the Juries, London 1863, p. 71.